Dienstag, 28. September 2010

Auf den Spuren von Lion Feuchtwanger

von Sabine

Freitag, 24.09.2010

Schon vergangen Freitag begannen wir uns mit dem Thema "Deutsche Exilanten in Los Angeles" zu beschäftigen. Dazu besuchten wir die Feuchtwanger Memorial Library der University of Southern California (USC). Der deutsche Schriftsteller (Jud Süß) und Historiker Lion Feuchtwanger war einer der größten intellektuellen Feinde des Nazi-Regimes (in der DDR wurde er daher sehr geschätzt und erhielt 1953 den Natinalpreis der DDR). Er floh zuerst nach Südfrankreich wo er jedoch im Lager Les Milles interniert wurde. Mit Hilfe von Freunden und einem angestellten des Amerikanischen Konsulats konnte er fliehen und setze nach Amerika über. Ab 1941 lebte er in Kalifornien, wo er sich zusammen mit seiner Frau Marta ab 1943 in einem Haus in Pacific Palisades bei Los Angeles niederließ. Dort lebte er bis zu seinem Tod 1958.

Seine Frau vermachte das Anwesen und den gesamten Nachlass der USC, lebte aber noch 30 Jahre in dem Haus. Die USC konnte das mittlerweile recht heruntergekommeneVilla nicht halten und verkaufte es. Von dem Erlös richtete die Universität die Gedenkbibliothek auf dem Campus ein, in der nun 2/3 der Privatbibliothek Feuchtwangers zugänglich ist. Zudem Fotos, Tagebücher, Zeitungsausschnitte, Adressbücher...usw. aus seinem Nachlass.

Besonders die Adressbücher mit Adressen von Bertold Brecht u.a. und das Buch zu Feuchtwangers 60. Geburtstag mit Glückwünschen von den Manns, Alfred Döblin, Horkheimer, Albert Einstein, George Grosz, Hanns Eisler und vielen anderen beeindruckten uns während der Führung durch die kleine aber feine Bibliothek. Wie muss diese Zeit als Enemy Alien in Los Angeles gewesen sein, als alle großen Köpfe hierher geflohen waren und sich zu Lesungen mit Charly Chaplin bei den Feuchtwangers trafen? Jeder von uns hätte gerne eine kurze Zeitreise unternommen, um wenigstens einem dieser Gespräche zu lauschen...

Das konnten wir nun aber leider nicht. Dafür wurde es uns erlaubt in dem Geburstagsbuch und in einer Ausgabe der Nürnberger Chronik von 1493 zu blättern - ohne Handschuhe! Als angehende Historiker waren wir geschockt...


Feuchtwangers Tagebuch aus Frankreich; Adressbuch

Feuchtwangers Geburtstagsbuch - Eintrag Grosz

Feuchtwangers Geburtstagsbuch - Eintrag Mann

Feuchtwangers Adressbuch aus Los Angeles mit Einträgen zu Brecht und Mann

Feuchtwangers a.k.a. Wetcheks Passierschein nach Amerika

Jochen in die Chronik versunken

Montag, 27.09.2010

Heute nun, am heißesten Tag seit den Aufzeichnungen der LA Times, besuchten wir das ehemalige Wohnhaus Lion Feuchtwangers in Pacific Palisades, die Villa Aurora. Als die USC das Haus nicht renovieren konnte schlossen sich einige Feuchtwanger-Freunde in Deutschland zum „Kreis der Freunde und Förderer der Villa Aurora e.V." zusammen, deren Sitz heute in Berlin ist. Sie renovierten das baufällige Gebäude und verwandelten es wieder in eine Künstlerresidenz. Künstler aus allen Bereichen können mit einem Stipendium einige Monate hier arbeiten und die Aussicht auf den Pazific genießen. Weil die Villa einst das Haus eines Exilanten war, wird nun zudem einmal im Jahr einem in seiner Heimat politisch verfolgten Künstler für 9 Monate hier Unterschlupf und Arbeitsplatz gewährt. Ach ja, es gibt auch jeweils 2 PraktikantInnen, die auch in der Villa wohnen können!

Wir erhielten eine Führung durch die Villa und wurden neidisch auf die dort arbeitenden Künstler. Das Haus wurde Ende der 20er Jahre im spanischen Stil erbaut und ist mit den hübschen Möbeln, die Marta Feuchtwanger von Freunden oder vom Sperrmüll heranschaffte, weil sie nach dem Kauf des Hauses für 9000 Dollar kein Geld mehr übrig hatten, den bunten, handbemalten Fließen in Küche und Bad und natürlich dem herrlichen Ausblick wirklich ein wunderbarer Ort zum Leben und Arbeiten. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal eine Ausstellung zusammen mit der Villa Aurora erarbeiten...


Die Villa Aurora

Der Salon

Die Küche

Bücher im Arbeitszimmer

Der Ausblick auf den Pazifik und Santa Monica

Montag, 27. September 2010

Ein perfekter Sonntag

von Sabine


Nach dem wunderbaren Samstag am Zuma Beach, der vor allem auch mein Delphine-liebendes-Wendy-Herz hat höher schlagen lassen, und seinem Ausklang beim Glow - einem Kunst?-Festival in Santa Monica, wurde ich heute morgen von Sonnenstrahlen geweckt. Als der Reifen des Rades gewechselt war, konnte ich einen chilligen Sonntag genießen:


Zuerst zum Abbot Kinney Festival...

und dort lustiger Musik in einem kleinen Garten lauschen,

dann weiter zum Venice Beach...

und den Skatern zuschauen,

auf dem kurvigen Strand-Radweg nach Santa Monica zum Baden fahren...

Surfer beobachten,

zum Sonnenuntergang mit Feli und Jochen treffen...

und nach einem letzten Blick auf Palmen und Strand nach Hause.

Sonntag, 26. September 2010

Schwimmen mit Delphinen

von Jochen

Samstag morgen, der Kaffeegeruch steigt in die Nase, es gibt geröstete Bagle zum Frühstück, der Himmel ist blau, 35° bei leicher Westbriese. Im Auto, Riders on the Storm von The Doors, den Highway runter zur Küste und dann gen Norden, entlang all der bekannt klingenden Strandnamen wie Santa Monica und Malibu, Richtung Santa Barbara. Unser Ziel hieß Zuma Beach.
Etwas ferner ab gelegen von den gut versteckten und noch besser gesicherten luxuriösen Villen von Besitzern wie Micheal fuckin-Brusthaar-Toupet Hasselhoff, liegt Zuma Beach, ein fast weißer Strand, neben Parkplatz und Highway. Alle zweihundert Meter stehen kleine Lifeguard-Häuschen, vor denen sich klassische Baywatch-Adaptive räkeln, inkl. kleiner roter Rettungsbojen.
Die Wellen scheinen auf den ersten Blick nicht allzu groß, brechen sich jedoch mit krasser Wucht: perfektes Bodyboardparadies. Nachdem dann also die Decken ausgebreitet und Sonnenschirme aufgestellt wurden, ging's ab ins tosende Nass. Der erste Schock über die vermeintliche Kälte des Wassers war schnell verflogen, und bald tobten wir nur noch mit den herannahenden Brechern, eine Welle besser als die andere. Erhebend das Gefühl, den Kamm im genau richtigen Moment getroffen zu haben und auf ihm bis zum Strand zu reiten.

Allein, Ausgelassenheit und Glücksgefühl wurden übertroffen durch die Delphine. Nachdem man sich durch die Mauer der Brecher geämpft hat und das Meer erstaunlich ruhig wurde hinter der Brandung, war es ein leichtes, mehrere Meter rauszuschwimmen. Erst sah man von weitem die Finnen und Fluken der Tiere, denen wir das Surfen abgeguckt haben. Doch dann kamen sie immer näher, in 10 Meter Entfernung begleiteten sie uns, stießen ihren Blas wie eine beruhigende Begrüßung aus, bis sie sich entfernten. Mehrmals wiederholte sich dieses Schauspiel, und, an den Strand zurückgetragen von einer einzigen großen Welle, breitete sich ein Gefühl von Glück, Zufriedenheit, Seeligkeit... aus. Respect the ocean.

Beach,

beach,

beach!

Montag, 20. September 2010

Fahrradfahren in Los Angeles

von Leo


Los Angeles ist groß, riesengroß, per Fahrrad eigentlich nicht zu bewältigen. Und doch hat es mich gereizt, wie es so ist, sich in einer Stadt, die hundertprozentige Mobilität erfordert, entschleunigt mit dem Drahtesel fortzubewegen. Justin, mein Gastgeber und Mitbewohner in Culver City, gleichzeitig auch Gründer und Direktor des Wende Museums, hat mir ein Mountainbike geliehen, inklusive Helm (überlebenswichtig) und Schloss. Nach ein paar kleineren Reparaturmaßnahmen und einem pit stop beim Fahrradladen für eine angemessene Beleuchtung des Nachts konnte es dann losgehen.

Ich will auch so ein Schild!



















Die erste Tour sollte mich zum Getty Center führen. Das thront im Nordwesten der Stadt auf einem Hügel in Bel Air und ist am besten über den Freeway 405 zu erreichen. Nicht so per Fahrrad. Die Freeways und Highways sind tabu. Google Maps mit seinem Feature "bike routes" hat aber einen ganz angemessenen Weg ausgespuckt, der mich über Boulevards und Avenues, sprich große, dicht befahrene Straßen aber auch weniger frequentierte Wege durch Wohngebiete führen sollte. Der Vorteil an Boulevards wie Venice, Santa Monica oder auch Westwood ist, dass sie "bike lanes" haben, die deutlich breiter sind als deutsche Fahrradwege und - was ich auch schon fast als eine Art Gleichberechtigung empfand - ich direkt neben den Autos fahren durfte, also nicht auf den Gehweg verbannt wurde, wie so oft in Deutschland, wo man dann leider für gewöhnlich von den Autos übersehen wird. Das Maß an Rücksichtnahme der südkalifornischen KraftfahrzeugführerInnen ist hoch, findet jedoch auch seine Grenzen: wehe, man befindet sich auf einer vielbefahrenen Straße ohne Fahrradweg - dicht, dichter, am dichtetesten brausen die Trucks an einem vorbei. Beängstigend. Wehe, man will links abbiegen, also mindestens drei Spuren wechseln - von hinten rollt die Blechlawine und lässt einen nicht durch. Blechlawine, das sind gefühlte 1.000 Autos pro Minute von rechts, links, hinten und vorne. Und wenn man es dann doch auf die Linkssabbiegerspur geschafft hat, dann nur, weil von hinten nix kam. Dann hat man aber auch meistens Pech, denn die Induktionsschleifen für die Anforderrung der Linksabbiegerspur bei der Ampel scheinen nur auf eine größere Masse zu reagieren. Jedenfalls ist das meine Vermutung, als ich heute Abend (da war nicht so viel los) an der Kreuzung Culver/Overland gezählte (ich übertreibe nicht) vier Ampelphasen warten musste, bis ich dann mal links abbiegen durfte. Und das auch nur, weil die von hinten anrückenden Autos die Anforderung auslösten.

Beim Getty war ich stehengeblieben. Eine schöne Strecke, über den UCLA Campus, ein wenig 'wellig' wie der untertreibende Rennradfahrer sagen würde (mit dem dickmanteligen Mountainbike also steil bergauf und nur ein wenig bergab), aber ruhig. Dann der Schock, die Sepulveda Ave, ohne Fahrradstreifen, dafür aber umso dicht befahrener. Für den Rückweg im Dunkeln hab ich mir schon einmal alle meine Stoßgebete zusammengesucht, an die ich mich irgendwie erinnern konnte. Der Blick von oben auf die Stadt, die aufziehenden Wolken vom Pazifik in der untergehenden, glutroten Sonne haben für alles entschädigt, die Ausstellung "Engaged Observers" im Getty ebenfalls, und das Konzert von Aloe Blacc machte die Aussicht auf einen gefährlichen nach Hauseweg vergessen. Gut gelaunt sattelte ich auf und siehe da, Sepulveda Ave war leer, nicht ein einziges Auto hat mich überholt. Seltsam. Und schnell war ich zu Hause, ging ja auch bergab diesmal, schneller als Google Maps mir sagte dass es dauern würde, ja, sogar schneller als manch ein Auto, das ich an jeder roten Ampel einholen sollte.

Mein Fahrrad am LACMA



















In Nord-Süd Richtung kommt man schneller voran, oft fast im gleichen Tempo wie die Autos, die ja die Straßen eigentlich nur verstopfen. Die Navigation ist recht einfach, und West Los Angeles zu erkunden habe ich schon angefangen: Getty Center, LACMA, Venice Beach. Ein paar weitere nette Ziele denke ich mir noch aus. Vom muskelbetriebenen Zweirad aus bekomme ich auch viel mehr von der Stadt mit, und hier gibt's tolle Ecken mit echt eindrucksvollen Häusern, Gärten und Architekturen.

Politisierte Pedalisten habe ich auch schon einige kennengelernt. Critical Mass ist vor allem Down Town, mit über 1.000 Cyclisten, in Culver City weder critical noch mass, wie es hieß. Der Mob Down Town bekommt dafür zusätzlich zur Motorradeskorte eine Hubschraubereskorte, nice, eh? Ich finde, die sollten auch mal gegen den Smog demonstrieren, denn den spüre ich beim Fahren echt in der Lunge, total der Unterschied zu Leipzig.

Bei Gelegenheit kommen auch mehr Fotos vom Fahrrad auf der Straße, momentan muss ich mich eher auf das Fahren in der rollenden Blechlawine konzentrieren.

Sonntag, 19. September 2010

Go West III - Seeing the "real" West in Antelope Valley

Angeles National Park - The Real West?



von Richard

Nach nunmehr fast zwei Wochen Aufenthalt in der niemals zur Ruhe kommenden Stadt der Engel haben sich heute ein Großteil der Crew dazu aufgemacht, das geheimnisvolle Llano del Rio zu erkunden – oder zumindest das, was davon noch übrig ist. Llano del Rio war eine utopistische, landwirtschaftliche Kooperative die eineinhalb Stunden nordöstlich von LA, unweit des Angeles National Forest, im wüstenähnlichen Antelope Valley liegt.
Nachdem wir ein reichhaltiges Frühstück in Silverlake genossen hatten und ich obendrein bei einem Yard Sale noch zu einem neuen Paar Schuhe gekommen war, ging es auf dem Interstate 5 immer Richtung Norden heraus aus der pulsierenden Stadt. Kaum hatten wir die letzten Suburb-Teile LAs passiert, war eine deutliche Veränderung der Landschaft wahrnehmbar. Der Ring der Berge, der die Stadt umschließt und den wir bisher immer nur als Silhouette am Horizont wahrgenommen hatten, rückte nun immer näher. Die Landschaft wurde karger. Da wo der Mensch den Boden Kaliforniens nicht beständig bewässert, lässt die Trockenheit und Hitze die grüne Pracht der Vorstädte – die all zu oft wie der reinste Fake wirkt – schnell wieder verschwinden. Wir sahen nun das wirkliche Gesicht dieser Landschaft: schroff, bergig, staubig, durchfurcht von tiefen Rinnen und bewachsen mit niedrigen Büschen und oder ähnlichen Gewächsen, wobei Gelb- und Brauntöne gegenüber dem Grün der Siedlungen überwiegen. Es ist eine schöne, wilde Landschaft, ein Teil des Westens wie man ihn sich vorstellt. Und dennoch erkennt man  recht schnell die enormen Spuren, die der Mensch durch Siedlungs- und Straßenbau hier hinterlassen hat. Doch diese scheinen nur weitere Elemente des Bildes zu sein, welches sich uns mit jeder Meile mehr offenbart. Ich muss an das Center for Land Use Interpretation denken und daran welche Wirkung vom Menschen veränderte Landschaft als Ganzes betrachtet beim Betrachtenden erzeugen kann. Ein Kunstwerk in den Fels gesprengt, wenn man so will. Wir staunen über die Smalltowns und kleineren Siedlungen, die entlang des Highway aufgereiht sind wie Perlen auf einer Schnur. Wir stellten Vermutungen an, wie denn das Leben dort sein könnte. Unverständnis.
Wir befinden uns nun auf der State Route 14 Richtung Norden, biegen bald auf den Sierra Highway (wie passend!) und später auf den Pearblossom Highway (nur scheinbar unpassend) ab. Dank eines kleinen Navigationsfehlers meinerseits verpassen wir die richtige Ausfahrt und bewegen uns eine ganze Zeit lang zu sehr Richtung Norden. Wir passieren dabei die etwas größere Stadt Palmsdale. Unser Unverständnis wächst. Wieso sollte man hier leben wollen und für was? Die Rüstungsindustrie der USA, vertreten von Firmen wie Lockheed Martin, scheint hier der größte Arbeitgeber zu sein – abgesehen von den Farmen und Malls natürlich. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie das Leben hier ist. Ich spinne mir in meinem Kopf zusammen, wie es wäre wenn ich hier einmal für einen Monat bleiben würde, um den Menschen, die hier leben, diese Fragen stellen zu können, ja ihr Leben nachleben könnte.
Wir bemerken unseren Fehler und drehen. Kurzer Stopp an einer Gasstation wo sich alle nochmal mit Knabberkram, Softdrinks (Dr. Pepper steht hoch im Kurs) und teilweise eher unhübschen Hüten eindecken. Es ist drückend heiß (später findet Leo ein Thermometer das 37° im Schatten anzeigt). Zurück auf den Pearblossom Highway und Richtung Osten. Bye bye Palmsdale. Wir passieren Ortschaften wie Littlerock und Pearblossom. Die Nebenstraßen haben hier keine Namen mehr nur noch Nummern. War das die 6th Avenue? Wir müssen zur 175th.. Noch 13 Meilen vorbei an eher schäbigen Ansammlungen von Häusern, jede Menge Schrott und alte Autos in der Wüste. Der Himmel ist unglaublich schön – tiefblau und strahlend. Ein Autohändler. der wunderschöne Oldtimer verkauft. Wir haben uns in ein türkisfarbenes Prachtexemplar mit weißem Dach und Weißwandreifen verliebt – Baujahr um 1950. Nun endlich wird mir klar warum dieser Highway den Namen Pearblossom Highway trägt – wir befinden uns in einem Obstanbaugebiet mitten in der Wüste! Durch Bewässerung gedeihen ganze Birnenplantagen entlang der Straße - grüne Flecken, die das staubige Tal durchziehen.
Eine verlassene Tankstelle – wir sind da! Nur Ruinen sind von der Utopie Llano del Rio übriggeblieben. Grundmauern und Kaminessen ragen in den Wüstenhimmel. Ein ehemaliger Wasserspeicher, jede Menge verrostete Dosen die sicher keine Semiophoren sind sondern nachträglich dort entsorgt wurden. Ein Bewässerungskanal ist zu erkennen. Ein Gemeinschaftsraum oder gar Pferdeställe? Wir treten etwas fester auf den Boden auf – Leo meinte dies verscheucht eventuelle Klapperschlangen. Schweiß! Nur gut dass wir genügend Wasser mitgenommen haben. Die Weite des Tales ist atemberaubend. Nachdem wir alles ausreichend erkundet haben, flüchten wir zurück ins kühle Auto – noch nie war ich so dankbar für eine Klimaanlage! Zurück nach Littlerock wo wir uns alle einen äußerst leckeren Burger – ob Vegi oder normal – in einem super kitschigen Hillbilly-Laden namens Charly Browns Farms schmecken lassen – eine wirkliche Empfehlung!
Den Rückweg treten wir über die Passstraßen des Angeles National Forest an. Die Spuren der letztjährigen Waldbrände sind zwar noch deutlich erkennbar, doch dies tut der Schönheit dieser Landschaft keinen Abbruch. Unmengen von Photos werden noch aus dem Auto heraus geschossen. Ohh und Ahh im Minutentakt. Öfter halten wir an um unseren fahrenden Kühlschrank zu verlassen; um die Ruhe der Berge auf uns wirken zu lassen. Ruhe? Ja, Ruhe! Seit zwei Wochen hatten wir diese nicht mehr so wahrgenommen. Die langsam untergehende Sonne zeichnet die schönsten Lichtbilder auf die Berghänge. Wir nähern uns langsam wieder der Stadt. Ab und zu Einsiedlerbehausungen am Straßenrand. Ein weiterer Stopp, ein weiteres Bild. Schon passieren wir das Ortseingangsschild von LA – schade eigentlich!

On the Road in Antelope Valley


Pearblossom Highway

Llano del Rio - Die Überreste einer Utopie




LACMA day

von Sabine


Freitag, 17.09.2010

Am Freitag waren wir mit Cristina und den LMU Studenten am Los Angeles County Museum of Art - LACMA verabredet. Un dorthin zu gelangen probierten nun auch Richard und ich endlich einmal die öffentlichen Nahverkehrsmittel aus. Mit dem Bus fuhren wir immer gerade aus auf dem Venice Boulevard und stellten fest, dass man sehr auf das Schreien des Busfahrers angewiesen ist, um an der richtigen Stelle auszusteigen und, dass im Bus wirklich nur die fahren, die kein Auto haben. Nicht, dass es unangenehm gewesen wäre, aber wir fühlten mal wieder etwas Realität im Hollywood-Land...
Europäisch wie wir sind verzichteten wir auch auf das Umsteigen in einen anderen Bus und liefen die restlichen paar Meilen zum Museum (das heißt eigentlich rannten wir die halbe Strecke, doch mir wurde verboten zu erwähnen, warum wir ganz dringend einen Supermarkt mit Toilette erreichen mussten...). Auf dem Weg dahin wurden wir wieder einmal von den Süßspeisen dieser Gegend überwältigt und mussten einen kleinen Zwischenstopp für ein winziges zweites Frühstück in Little Ethiopia einlegen.
Am LACMA angekommen ergötzten wir uns erst einmal an den Straßenlaternen des Urban Light Projektes, um dan eine Führung durch die aktuelle EAT LACMA Ausstellung und die dazugehörigen "Gärten" (Installationen? Beete?) zu bekommen. Anschließend sprachen wir mit den für Multimedia-Führungen und die Internetpräsenz zuständigen Mitarbeiterinnen des Museums über deren Arbeit und unser Projekt. Danach hatten wir noch Zeit ein wenig die anderen Austellungen zu erkunden und dem kostenlosen Jazz von Bob Mintzer & Band zu lauschen. Auch das vom Wende Museum in LA aufgestellte Stück Berliner Mauer bekamen wir nun endlich zu Gesicht, bevor wir den Tag in einem äthiopischen Restaurant ausklingen ließen, um uns von Jonas nach Silverlake kutschieren zu lassen, wo wir alle (außer Feli - warum erfahrt ihr im Post zum Samstag) nächtigten.


Little Cup Cakes - hmmmm

Märchenhafte Bäckerei in Little Ethiopia












Urban Light

Waiting in the sun
Inside the LACMA
Vor dem LACMA Kartoffelfeld
Die Berliner Mauer in LA
Urban Light at night

Donnerstag, 16. September 2010

Jurassic Technology: Die geheimnisvollen Welten im verzauberten Reich des David Lynchs.

von Felicitas

Roter Samt fällt 5 Meter von der Decke herab, kleine Männer und hysterische Frauen beleben die wundersame Bühne. Szenenspiel der Imagination? Und doch am Ende nur eine mythische Darstellung der menschlichen Wahrnehmung? Das surreale Museum of Jurassic Technology ist fast gänzesgleich dem Lynchen Narrativ entsprungen. Gedimmtes Licht fokussiert auf die obskuren Objekte, welche platziert in Stand- und Wandvitrinen das Nicht-Licht des übrigen Raumes noch stärker hervortreten lassen. Glatte Wände aubergine-farben gestrichen; passend zu den leichten Leisetreterfüßen auf dem floored Wollteppich. Die Schaukästen sind zumeist mit strukturiertem Leinen, von Zeit zu Zeit auch schimmernden Seidenleinen, ausgelegt. Jeder Raum, jede halboffenumschlossene Fläche ist einem verrücktem Professor oder einer vormalig gedeihlich geistigen Schöpfung gewidmet. Nunmehr eher schaurige Erscheinungen.
Die intensive Atmosphäre der applizieren Töne wärmen den Besucher in seinem frisch erworbenem Schauder vom Schimmer der Vergangenheit.

Wie ein Höhlensystem erstrecken sich die thematischen Zauberkisten mit ihrem banal-horriblem Gehalt. In kleinen Schaukästen werden durch schwer wahrnehmbare Tiefen Lichtvorstellungen ohne Flächenbezug dem Abenteurer zum Augen- und Geistesschmaus geboten. Schwebende Projektionen ersetzen die dem Betrachter gewohnten Kinovorstellungen.

Die Beseeltheit der Objekte streuen ihre mythische Wirkung. Verborgene Kammern behaust von seltsam anmutenden Mittlern aus einer anderen Welt, entstellte Gestalten und organischer Verfall, der Sternenhimmel und das merkwürdig Demaskierte der Vergangenheit. Intuition und Traum lenken den Blick ab von der Konstruktion und malen ein Gemälde der verlorenen Zeit.

Garden of Eden on Wheels, Failing Dice from rotten Luck, Ducks Breath against Throat Disorders, Mice on Toast, The Eye of the Needle by Hagop Sandaldjian, Mary Sabina and a Gooseneck Man there is no End of Curiosities...

Mittwoch, 15. September 2010

Dienstag abends in Los Angeles

von Sabine

Dienstag, 14.09.2010

Nach einem weiteren Tag an der LMU/LA waren wir abends zu Pizza (wirklich amerikanische und in keinster Weise etwas mit italienischer gemeinsam habende) und Film mit den PraktikantInnen des Wende Museums eingeladen, die uns nach dem Film noch in eine Karaoke Bar führten. Zu erwähnen von diesem Abend bleibt aus meiner Sicht:
1) Wir sind in Europa so sehr mit Filmen und Serien aus den USA überhäuft, dass einem alles ganz normal und altbekannt vorkommt; erst wenn man sich wieder in den Kopf ruft, das man gerade nicht vor dem Fernseher sitzt, sondern in der Realität fängt man an zu begreifen.
2) Amerikanisches Fernsehen, das ich mir bisher zu Hause noch nicht angetan habe aber in der Bar ausgestahlt wurde, ist einfach krank. Ich denke die Bilder von dem fliehenden Verbrecher (?) der von der Polizei niedergeschossen wird haben meinen Traum von einem riesigen Büffel, der auf einen Freeway rennt, nicht von der Polizei gestoppt werden kann und einen riesigen Autocrash verursacht, starkbeeinflusst. Dass ich auch von einem Erdbeben geträumt habe, liegt wohl eher an meiner generellen Angst vor einem solchen Naturschauspiel.
3) Kein Deutscher findet sich für Karaoke, wenn ein Bier 6 Dollar kostet. Dafür ohne Pause kräftig gebaute Gangster, die Balladen singen.
4) Pabst Blue Ribbon ist das Lieblingsbier mancher Praktikantinnen und nicht nur Requisite in Blue Velvet.

Eine geschichtsträchtige Bar













Ein skeptischer Richard
Ein Karaoke Wochenplan
Endlich eine Dose Pabst Blue Ribbon

Ein fröhlicher Jochen

Montag, 13. September 2010

Weekend

von Sabine


Freitag, 10.09.2010

Nachdem wir am Donnerstag die erste wirkliche Sitzung mit den Studenten der LMU in deren steriler Universität beendet hatten und nach einem späten BBQ in Bett fielen, erwartete uns der Freitag als erster Excursionstag dieser Reise. Auf dem Plan standen 2 Museen/Institutionen in Culver City: Das Museum of Jurassic Technology und das Center for Land Use Interpretation. Das erstere befindet sich in einem kleinen, fast europäisch wirkenden Haus und ist eine wahre Wunderkammer. In dunklen Räumen leuchten einem die wundersamsten und abgefahrensten Gedanken und Objekte entgegen. Wir wurden von Cristina zuerst in einen Raum mit Objekten des Universalgelehrten Athanasius Kircher geführt, dessen Erfindungen und Gedanken aus Wissenschaft und Katholizismus (auf mich) zuerst sehr verwirrend wirkte. Beeindruckend war für mich vor allem die plastische Umsetzung seiner Überlegung einen Turm (zu Babel) zu bauen, der bis an den Mond reichen würde (178 672 Meilen hoch) und dessen Masse die Erde aus ihrem Gleichgewicht und aus ihrer Position im Universum treiben würde.
In den anderen Räumen fand sich eine Ausstellung zu "Rotten Luck" - verschiedenst zerstörte, verrottete Spielwürfel, Stücke die in mobile homes und trailer parks gesammelt wurden umrahmt von Wohnmobil-Modellen, nur unter dem Mikroskop zu betrachtende kleinste Statuen in Nadelöhren und MikroMosaike aus Schmetterlingsflügeln, 3D Fotos, Aberglaube und Heil-Weisheiten in Objekte umgesetzt ("Wenn ein Kind von einem Hund gebissen wird, so sollen Haare von dem Hund auf die Wunde gebunden werden, damit sie heilt"), Potraits der Hunde die von der Sowjetunion ins All geschickt wurden und weitere kleine Räume über verschiedenste crazy Wissenschaftler.#

Mikro-Mosaik aus Schmetterlingsflügeln



Goofy auf der Nadel


Mäuse auf Toast gegen Inkontinenz




























































Danach gingen wir ein Haus weiter in das Center for Land Use Interpretation. Dort wird die Landschaft aus neuen Blickwinkeln untersucht. So standen etwa Mülleimer an Highways oder Bäume, die von Autos angefahren wurden im Blickpunkt. Momentan betrachtet die Ausstellung das Gebiet das Südkalifornien vom restlichen Kalifornien abtrennt. Besonders interessant war der mit einem Helikopter gedrehte Film von den verschiedenen Straßen, die sich durch dieses Land ziehen.
Am Abend durfte ich mit Jonas und Feli nach Silverlake fahren um dort die Nacht zu verbringen. Nach einem leckeren Abendessen mit deren Hosts fuhren wir noch nach Hollywood um unsere Füße ein wenig in die Fußstapfen der Stars zu stellen...

Ich werde die neue Sophia Loren...nicht



















Es war sehr touristisch dort aber irgendwie stellt man sich das ganze großartiger vor als es ist. Abgesehen von den vielen Scientology Gebäuden und vor allem deren riesiger Kirche.



Samstag, 11.09.2010
Nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt hatte fuhren wir richtung Downtown LA, wo Jonas  Feli und mich aus dem Auto schmiss, bevor er weiter fuhr um mit Leo und Richard endlich Jochen in Empfang zu nehmen. Wir Mädchen besuchten zuerst einmal den American Apparel factory store um dann weiter ins richtige Downtown zu laufen.
American Apparel made in Downtown LA



















Auf dem Weg zu den großen Hochhäusern machten wir Bekanntschaft mit der wirklichen Welt. Einige Blocks waren wir die einzigen Weißbröter auf der Straße und es roch gewaltig nach Ausgeschiedenem. Aber schnell erreichten wir ein Hispanic-Viertel und bald darauf die Central Library von LA. Diese ist in einem historischen Gebäude untergebracht. Dieses ist jedoch vor einiger Zeit zur Hälfte abgebrannt, sodass man nun in der einen Hälfte alte Holzdecken und Wandgemälde hat und dann einen Neubau betritt, der sich vier Stockwerke tief mit Rolltreppen in die Erde bohrt.

Central Library



















Wieder herausen trafen wir auch endlich auf Jochen und die anderen. Zusammen besichtigten wir noch die Walt Disney Concert Hall, in der im September auch das Orchester des Gewandhaus Leipzig spielen wird. Ein wirklich beeindruckender Bau!

Walt Disney Concert Hall mit Brautpaar...
























Abends konnten wir in einem Gift-Shop Richards Ähnlichkeit mit Leonardo Di Caprio (wurde von Felis und Jonas' Host festgestellt) vergleichen, denn dort fanden wir einen gefakten Führerschein des von mir niemals bevorzugten Schauspielers.

Richard a.k.a Leo
























Dann ließen wir den Tag am Peer von Santa Monica, an dem die Route 66 endet, ausklingen und liefen die Third Street Promenade ab. Wären dort nicht einige Straßenprediger (die über die Verbrennung des Koran und die Schrecklichkeit von Atheismus und der Evolutionstheorie sprachen) und Kleinkünstler gewesen, wäre es dort eher langweilig, da nur Geschäfte.

Santa Monica Peer




















Sonntag, 12.09.2010
Am heutigen Tag des Herren ging ich nach dem Aufstehen mit Louise, eine meiner zwei Gastgeberinnen, auf den nahen Gemüse-Obst-Markt. Nicht nur wunderbares altbekanntes gab es da, sondern vor allem auch Gemüse, das ich sonst nur in Dosen oder beim Asiaten gesehen habe, doch noch nie in roher Form. Nachdem die anderen heute recht spät bei uns eintrafen, hatte ich noch Gelegenheit auch Richard den Markt und vor allem einen Kostümverleih (wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir uns lieber den riesigen Popeye oder Alf Kopf aufsetzen wollten oder doch lieber die Prinzesinnenkleider anprobieren), einen netten Buchladen und einen no-junk-Seifenladen zeigen. Nachdem wir die Erdbeeren vom Markt mit leckerer Sprühsahne auf der Terasse verspeißt hatten und Richard noch ein Nickerchen auf dem Sofa gehalten hatte, holten uns die anderen ab und wir verbrachten einen netten Nachmittag/Abend am Strand in Venice. Nicht alle erfrischten sich im eiskalten Pazifik und am Muscle Beach war heute auch nichts los, bei einem kostenlosen Konzert konnten wir jedoch wieder einigen Hippies beim Tanzen zusehen und den Sonnenuntergang genießen...