von Felicitas
Freitag, 24. September 2010
Montag, 20. September 2010
Fahrradfahren in Los Angeles
von Leo
Los Angeles ist groß, riesengroß, per Fahrrad eigentlich nicht zu bewältigen. Und doch hat es mich gereizt, wie es so ist, sich in einer Stadt, die hundertprozentige Mobilität erfordert, entschleunigt mit dem Drahtesel fortzubewegen. Justin, mein Gastgeber und Mitbewohner in Culver City, gleichzeitig auch Gründer und Direktor des Wende Museums, hat mir ein Mountainbike geliehen, inklusive Helm (überlebenswichtig) und Schloss. Nach ein paar kleineren Reparaturmaßnahmen und einem pit stop beim Fahrradladen für eine angemessene Beleuchtung des Nachts konnte es dann losgehen.
Die erste Tour sollte mich zum Getty Center führen. Das thront im Nordwesten der Stadt auf einem Hügel in Bel Air und ist am besten über den Freeway 405 zu erreichen. Nicht so per Fahrrad. Die Freeways und Highways sind tabu. Google Maps mit seinem Feature "bike routes" hat aber einen ganz angemessenen Weg ausgespuckt, der mich über Boulevards und Avenues, sprich große, dicht befahrene Straßen aber auch weniger frequentierte Wege durch Wohngebiete führen sollte. Der Vorteil an Boulevards wie Venice, Santa Monica oder auch Westwood ist, dass sie "bike lanes" haben, die deutlich breiter sind als deutsche Fahrradwege und - was ich auch schon fast als eine Art Gleichberechtigung empfand - ich direkt neben den Autos fahren durfte, also nicht auf den Gehweg verbannt wurde, wie so oft in Deutschland, wo man dann leider für gewöhnlich von den Autos übersehen wird. Das Maß an Rücksichtnahme der südkalifornischen KraftfahrzeugführerInnen ist hoch, findet jedoch auch seine Grenzen: wehe, man befindet sich auf einer vielbefahrenen Straße ohne Fahrradweg - dicht, dichter, am dichtetesten brausen die Trucks an einem vorbei. Beängstigend. Wehe, man will links abbiegen, also mindestens drei Spuren wechseln - von hinten rollt die Blechlawine und lässt einen nicht durch. Blechlawine, das sind gefühlte 1.000 Autos pro Minute von rechts, links, hinten und vorne. Und wenn man es dann doch auf die Linkssabbiegerspur geschafft hat, dann nur, weil von hinten nix kam. Dann hat man aber auch meistens Pech, denn die Induktionsschleifen für die Anforderrung der Linksabbiegerspur bei der Ampel scheinen nur auf eine größere Masse zu reagieren. Jedenfalls ist das meine Vermutung, als ich heute Abend (da war nicht so viel los) an der Kreuzung Culver/Overland gezählte (ich übertreibe nicht) vier Ampelphasen warten musste, bis ich dann mal links abbiegen durfte. Und das auch nur, weil die von hinten anrückenden Autos die Anforderung auslösten.
Beim Getty war ich stehengeblieben. Eine schöne Strecke, über den UCLA Campus, ein wenig 'wellig' wie der untertreibende Rennradfahrer sagen würde (mit dem dickmanteligen Mountainbike also steil bergauf und nur ein wenig bergab), aber ruhig. Dann der Schock, die Sepulveda Ave, ohne Fahrradstreifen, dafür aber umso dicht befahrener. Für den Rückweg im Dunkeln hab ich mir schon einmal alle meine Stoßgebete zusammengesucht, an die ich mich irgendwie erinnern konnte. Der Blick von oben auf die Stadt, die aufziehenden Wolken vom Pazifik in der untergehenden, glutroten Sonne haben für alles entschädigt, die Ausstellung "Engaged Observers" im Getty ebenfalls, und das Konzert von Aloe Blacc machte die Aussicht auf einen gefährlichen nach Hauseweg vergessen. Gut gelaunt sattelte ich auf und siehe da, Sepulveda Ave war leer, nicht ein einziges Auto hat mich überholt. Seltsam. Und schnell war ich zu Hause, ging ja auch bergab diesmal, schneller als Google Maps mir sagte dass es dauern würde, ja, sogar schneller als manch ein Auto, das ich an jeder roten Ampel einholen sollte.
In Nord-Süd Richtung kommt man schneller voran, oft fast im gleichen Tempo wie die Autos, die ja die Straßen eigentlich nur verstopfen. Die Navigation ist recht einfach, und West Los Angeles zu erkunden habe ich schon angefangen: Getty Center, LACMA, Venice Beach. Ein paar weitere nette Ziele denke ich mir noch aus. Vom muskelbetriebenen Zweirad aus bekomme ich auch viel mehr von der Stadt mit, und hier gibt's tolle Ecken mit echt eindrucksvollen Häusern, Gärten und Architekturen.
Politisierte Pedalisten habe ich auch schon einige kennengelernt. Critical Mass ist vor allem Down Town, mit über 1.000 Cyclisten, in Culver City weder critical noch mass, wie es hieß. Der Mob Down Town bekommt dafür zusätzlich zur Motorradeskorte eine Hubschraubereskorte, nice, eh? Ich finde, die sollten auch mal gegen den Smog demonstrieren, denn den spüre ich beim Fahren echt in der Lunge, total der Unterschied zu Leipzig.
Bei Gelegenheit kommen auch mehr Fotos vom Fahrrad auf der Straße, momentan muss ich mich eher auf das Fahren in der rollenden Blechlawine konzentrieren.
Los Angeles ist groß, riesengroß, per Fahrrad eigentlich nicht zu bewältigen. Und doch hat es mich gereizt, wie es so ist, sich in einer Stadt, die hundertprozentige Mobilität erfordert, entschleunigt mit dem Drahtesel fortzubewegen. Justin, mein Gastgeber und Mitbewohner in Culver City, gleichzeitig auch Gründer und Direktor des Wende Museums, hat mir ein Mountainbike geliehen, inklusive Helm (überlebenswichtig) und Schloss. Nach ein paar kleineren Reparaturmaßnahmen und einem pit stop beim Fahrradladen für eine angemessene Beleuchtung des Nachts konnte es dann losgehen.
Ich will auch so ein Schild! |
Die erste Tour sollte mich zum Getty Center führen. Das thront im Nordwesten der Stadt auf einem Hügel in Bel Air und ist am besten über den Freeway 405 zu erreichen. Nicht so per Fahrrad. Die Freeways und Highways sind tabu. Google Maps mit seinem Feature "bike routes" hat aber einen ganz angemessenen Weg ausgespuckt, der mich über Boulevards und Avenues, sprich große, dicht befahrene Straßen aber auch weniger frequentierte Wege durch Wohngebiete führen sollte. Der Vorteil an Boulevards wie Venice, Santa Monica oder auch Westwood ist, dass sie "bike lanes" haben, die deutlich breiter sind als deutsche Fahrradwege und - was ich auch schon fast als eine Art Gleichberechtigung empfand - ich direkt neben den Autos fahren durfte, also nicht auf den Gehweg verbannt wurde, wie so oft in Deutschland, wo man dann leider für gewöhnlich von den Autos übersehen wird. Das Maß an Rücksichtnahme der südkalifornischen KraftfahrzeugführerInnen ist hoch, findet jedoch auch seine Grenzen: wehe, man befindet sich auf einer vielbefahrenen Straße ohne Fahrradweg - dicht, dichter, am dichtetesten brausen die Trucks an einem vorbei. Beängstigend. Wehe, man will links abbiegen, also mindestens drei Spuren wechseln - von hinten rollt die Blechlawine und lässt einen nicht durch. Blechlawine, das sind gefühlte 1.000 Autos pro Minute von rechts, links, hinten und vorne. Und wenn man es dann doch auf die Linkssabbiegerspur geschafft hat, dann nur, weil von hinten nix kam. Dann hat man aber auch meistens Pech, denn die Induktionsschleifen für die Anforderrung der Linksabbiegerspur bei der Ampel scheinen nur auf eine größere Masse zu reagieren. Jedenfalls ist das meine Vermutung, als ich heute Abend (da war nicht so viel los) an der Kreuzung Culver/Overland gezählte (ich übertreibe nicht) vier Ampelphasen warten musste, bis ich dann mal links abbiegen durfte. Und das auch nur, weil die von hinten anrückenden Autos die Anforderung auslösten.
Beim Getty war ich stehengeblieben. Eine schöne Strecke, über den UCLA Campus, ein wenig 'wellig' wie der untertreibende Rennradfahrer sagen würde (mit dem dickmanteligen Mountainbike also steil bergauf und nur ein wenig bergab), aber ruhig. Dann der Schock, die Sepulveda Ave, ohne Fahrradstreifen, dafür aber umso dicht befahrener. Für den Rückweg im Dunkeln hab ich mir schon einmal alle meine Stoßgebete zusammengesucht, an die ich mich irgendwie erinnern konnte. Der Blick von oben auf die Stadt, die aufziehenden Wolken vom Pazifik in der untergehenden, glutroten Sonne haben für alles entschädigt, die Ausstellung "Engaged Observers" im Getty ebenfalls, und das Konzert von Aloe Blacc machte die Aussicht auf einen gefährlichen nach Hauseweg vergessen. Gut gelaunt sattelte ich auf und siehe da, Sepulveda Ave war leer, nicht ein einziges Auto hat mich überholt. Seltsam. Und schnell war ich zu Hause, ging ja auch bergab diesmal, schneller als Google Maps mir sagte dass es dauern würde, ja, sogar schneller als manch ein Auto, das ich an jeder roten Ampel einholen sollte.
Mein Fahrrad am LACMA |
In Nord-Süd Richtung kommt man schneller voran, oft fast im gleichen Tempo wie die Autos, die ja die Straßen eigentlich nur verstopfen. Die Navigation ist recht einfach, und West Los Angeles zu erkunden habe ich schon angefangen: Getty Center, LACMA, Venice Beach. Ein paar weitere nette Ziele denke ich mir noch aus. Vom muskelbetriebenen Zweirad aus bekomme ich auch viel mehr von der Stadt mit, und hier gibt's tolle Ecken mit echt eindrucksvollen Häusern, Gärten und Architekturen.
Politisierte Pedalisten habe ich auch schon einige kennengelernt. Critical Mass ist vor allem Down Town, mit über 1.000 Cyclisten, in Culver City weder critical noch mass, wie es hieß. Der Mob Down Town bekommt dafür zusätzlich zur Motorradeskorte eine Hubschraubereskorte, nice, eh? Ich finde, die sollten auch mal gegen den Smog demonstrieren, denn den spüre ich beim Fahren echt in der Lunge, total der Unterschied zu Leipzig.
Bei Gelegenheit kommen auch mehr Fotos vom Fahrrad auf der Straße, momentan muss ich mich eher auf das Fahren in der rollenden Blechlawine konzentrieren.
Sonntag, 19. September 2010
Go West III - Seeing the "real" West in Antelope Valley
Angeles National Park - The Real West? |
von Richard
Nach nunmehr fast zwei Wochen Aufenthalt in der niemals zur Ruhe kommenden Stadt der Engel haben sich heute ein Großteil der Crew dazu aufgemacht, das geheimnisvolle Llano del Rio zu erkunden – oder zumindest das, was davon noch übrig ist. Llano del Rio war eine utopistische, landwirtschaftliche Kooperative die eineinhalb Stunden nordöstlich von LA, unweit des Angeles National Forest, im wüstenähnlichen Antelope Valley liegt.
Nachdem wir ein reichhaltiges Frühstück in Silverlake genossen hatten und ich obendrein bei einem Yard Sale noch zu einem neuen Paar Schuhe gekommen war, ging es auf dem Interstate 5 immer Richtung Norden heraus aus der pulsierenden Stadt. Kaum hatten wir die letzten Suburb-Teile LAs passiert, war eine deutliche Veränderung der Landschaft wahrnehmbar. Der Ring der Berge, der die Stadt umschließt und den wir bisher immer nur als Silhouette am Horizont wahrgenommen hatten, rückte nun immer näher. Die Landschaft wurde karger. Da wo der Mensch den Boden Kaliforniens nicht beständig bewässert, lässt die Trockenheit und Hitze die grüne Pracht der Vorstädte – die all zu oft wie der reinste Fake wirkt – schnell wieder verschwinden. Wir sahen nun das wirkliche Gesicht dieser Landschaft: schroff, bergig, staubig, durchfurcht von tiefen Rinnen und bewachsen mit niedrigen Büschen und oder ähnlichen Gewächsen, wobei Gelb- und Brauntöne gegenüber dem Grün der Siedlungen überwiegen. Es ist eine schöne, wilde Landschaft, ein Teil des Westens wie man ihn sich vorstellt. Und dennoch erkennt man recht schnell die enormen Spuren, die der Mensch durch Siedlungs- und Straßenbau hier hinterlassen hat. Doch diese scheinen nur weitere Elemente des Bildes zu sein, welches sich uns mit jeder Meile mehr offenbart. Ich muss an das Center for Land Use Interpretation denken und daran welche Wirkung vom Menschen veränderte Landschaft als Ganzes betrachtet beim Betrachtenden erzeugen kann. Ein Kunstwerk in den Fels gesprengt, wenn man so will. Wir staunen über die Smalltowns und kleineren Siedlungen, die entlang des Highway aufgereiht sind wie Perlen auf einer Schnur. Wir stellten Vermutungen an, wie denn das Leben dort sein könnte. Unverständnis.
Wir befinden uns nun auf der State Route 14 Richtung Norden, biegen bald auf den Sierra Highway (wie passend!) und später auf den Pearblossom Highway (nur scheinbar unpassend) ab. Dank eines kleinen Navigationsfehlers meinerseits verpassen wir die richtige Ausfahrt und bewegen uns eine ganze Zeit lang zu sehr Richtung Norden. Wir passieren dabei die etwas größere Stadt Palmsdale. Unser Unverständnis wächst. Wieso sollte man hier leben wollen und für was? Die Rüstungsindustrie der USA, vertreten von Firmen wie Lockheed Martin, scheint hier der größte Arbeitgeber zu sein – abgesehen von den Farmen und Malls natürlich. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie das Leben hier ist. Ich spinne mir in meinem Kopf zusammen, wie es wäre wenn ich hier einmal für einen Monat bleiben würde, um den Menschen, die hier leben, diese Fragen stellen zu können, ja ihr Leben nachleben könnte.
Wir bemerken unseren Fehler und drehen. Kurzer Stopp an einer Gasstation wo sich alle nochmal mit Knabberkram, Softdrinks (Dr. Pepper steht hoch im Kurs) und teilweise eher unhübschen Hüten eindecken. Es ist drückend heiß (später findet Leo ein Thermometer das 37° im Schatten anzeigt). Zurück auf den Pearblossom Highway und Richtung Osten. Bye bye Palmsdale. Wir passieren Ortschaften wie Littlerock und Pearblossom. Die Nebenstraßen haben hier keine Namen mehr nur noch Nummern. War das die 6th Avenue? Wir müssen zur 175th.. Noch 13 Meilen vorbei an eher schäbigen Ansammlungen von Häusern, jede Menge Schrott und alte Autos in der Wüste. Der Himmel ist unglaublich schön – tiefblau und strahlend. Ein Autohändler. der wunderschöne Oldtimer verkauft. Wir haben uns in ein türkisfarbenes Prachtexemplar mit weißem Dach und Weißwandreifen verliebt – Baujahr um 1950. Nun endlich wird mir klar warum dieser Highway den Namen Pearblossom Highway trägt – wir befinden uns in einem Obstanbaugebiet mitten in der Wüste! Durch Bewässerung gedeihen ganze Birnenplantagen entlang der Straße - grüne Flecken, die das staubige Tal durchziehen.
Eine verlassene Tankstelle – wir sind da! Nur Ruinen sind von der Utopie Llano del Rio übriggeblieben. Grundmauern und Kaminessen ragen in den Wüstenhimmel. Ein ehemaliger Wasserspeicher, jede Menge verrostete Dosen die sicher keine Semiophoren sind sondern nachträglich dort entsorgt wurden. Ein Bewässerungskanal ist zu erkennen. Ein Gemeinschaftsraum oder gar Pferdeställe? Wir treten etwas fester auf den Boden auf – Leo meinte dies verscheucht eventuelle Klapperschlangen. Schweiß! Nur gut dass wir genügend Wasser mitgenommen haben. Die Weite des Tales ist atemberaubend. Nachdem wir alles ausreichend erkundet haben, flüchten wir zurück ins kühle Auto – noch nie war ich so dankbar für eine Klimaanlage! Zurück nach Littlerock wo wir uns alle einen äußerst leckeren Burger – ob Vegi oder normal – in einem super kitschigen Hillbilly-Laden namens Charly Browns Farms schmecken lassen – eine wirkliche Empfehlung!
Den Rückweg treten wir über die Passstraßen des Angeles National Forest an. Die Spuren der letztjährigen Waldbrände sind zwar noch deutlich erkennbar, doch dies tut der Schönheit dieser Landschaft keinen Abbruch. Unmengen von Photos werden noch aus dem Auto heraus geschossen. Ohh und Ahh im Minutentakt. Öfter halten wir an um unseren fahrenden Kühlschrank zu verlassen; um die Ruhe der Berge auf uns wirken zu lassen. Ruhe? Ja, Ruhe! Seit zwei Wochen hatten wir diese nicht mehr so wahrgenommen. Die langsam untergehende Sonne zeichnet die schönsten Lichtbilder auf die Berghänge. Wir nähern uns langsam wieder der Stadt. Ab und zu Einsiedlerbehausungen am Straßenrand. Ein weiterer Stopp, ein weiteres Bild. Schon passieren wir das Ortseingangsschild von LA – schade eigentlich!
Nachdem wir ein reichhaltiges Frühstück in Silverlake genossen hatten und ich obendrein bei einem Yard Sale noch zu einem neuen Paar Schuhe gekommen war, ging es auf dem Interstate 5 immer Richtung Norden heraus aus der pulsierenden Stadt. Kaum hatten wir die letzten Suburb-Teile LAs passiert, war eine deutliche Veränderung der Landschaft wahrnehmbar. Der Ring der Berge, der die Stadt umschließt und den wir bisher immer nur als Silhouette am Horizont wahrgenommen hatten, rückte nun immer näher. Die Landschaft wurde karger. Da wo der Mensch den Boden Kaliforniens nicht beständig bewässert, lässt die Trockenheit und Hitze die grüne Pracht der Vorstädte – die all zu oft wie der reinste Fake wirkt – schnell wieder verschwinden. Wir sahen nun das wirkliche Gesicht dieser Landschaft: schroff, bergig, staubig, durchfurcht von tiefen Rinnen und bewachsen mit niedrigen Büschen und oder ähnlichen Gewächsen, wobei Gelb- und Brauntöne gegenüber dem Grün der Siedlungen überwiegen. Es ist eine schöne, wilde Landschaft, ein Teil des Westens wie man ihn sich vorstellt. Und dennoch erkennt man recht schnell die enormen Spuren, die der Mensch durch Siedlungs- und Straßenbau hier hinterlassen hat. Doch diese scheinen nur weitere Elemente des Bildes zu sein, welches sich uns mit jeder Meile mehr offenbart. Ich muss an das Center for Land Use Interpretation denken und daran welche Wirkung vom Menschen veränderte Landschaft als Ganzes betrachtet beim Betrachtenden erzeugen kann. Ein Kunstwerk in den Fels gesprengt, wenn man so will. Wir staunen über die Smalltowns und kleineren Siedlungen, die entlang des Highway aufgereiht sind wie Perlen auf einer Schnur. Wir stellten Vermutungen an, wie denn das Leben dort sein könnte. Unverständnis.
Wir befinden uns nun auf der State Route 14 Richtung Norden, biegen bald auf den Sierra Highway (wie passend!) und später auf den Pearblossom Highway (nur scheinbar unpassend) ab. Dank eines kleinen Navigationsfehlers meinerseits verpassen wir die richtige Ausfahrt und bewegen uns eine ganze Zeit lang zu sehr Richtung Norden. Wir passieren dabei die etwas größere Stadt Palmsdale. Unser Unverständnis wächst. Wieso sollte man hier leben wollen und für was? Die Rüstungsindustrie der USA, vertreten von Firmen wie Lockheed Martin, scheint hier der größte Arbeitgeber zu sein – abgesehen von den Farmen und Malls natürlich. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie das Leben hier ist. Ich spinne mir in meinem Kopf zusammen, wie es wäre wenn ich hier einmal für einen Monat bleiben würde, um den Menschen, die hier leben, diese Fragen stellen zu können, ja ihr Leben nachleben könnte.
Wir bemerken unseren Fehler und drehen. Kurzer Stopp an einer Gasstation wo sich alle nochmal mit Knabberkram, Softdrinks (Dr. Pepper steht hoch im Kurs) und teilweise eher unhübschen Hüten eindecken. Es ist drückend heiß (später findet Leo ein Thermometer das 37° im Schatten anzeigt). Zurück auf den Pearblossom Highway und Richtung Osten. Bye bye Palmsdale. Wir passieren Ortschaften wie Littlerock und Pearblossom. Die Nebenstraßen haben hier keine Namen mehr nur noch Nummern. War das die 6th Avenue? Wir müssen zur 175th.. Noch 13 Meilen vorbei an eher schäbigen Ansammlungen von Häusern, jede Menge Schrott und alte Autos in der Wüste. Der Himmel ist unglaublich schön – tiefblau und strahlend. Ein Autohändler. der wunderschöne Oldtimer verkauft. Wir haben uns in ein türkisfarbenes Prachtexemplar mit weißem Dach und Weißwandreifen verliebt – Baujahr um 1950. Nun endlich wird mir klar warum dieser Highway den Namen Pearblossom Highway trägt – wir befinden uns in einem Obstanbaugebiet mitten in der Wüste! Durch Bewässerung gedeihen ganze Birnenplantagen entlang der Straße - grüne Flecken, die das staubige Tal durchziehen.
Eine verlassene Tankstelle – wir sind da! Nur Ruinen sind von der Utopie Llano del Rio übriggeblieben. Grundmauern und Kaminessen ragen in den Wüstenhimmel. Ein ehemaliger Wasserspeicher, jede Menge verrostete Dosen die sicher keine Semiophoren sind sondern nachträglich dort entsorgt wurden. Ein Bewässerungskanal ist zu erkennen. Ein Gemeinschaftsraum oder gar Pferdeställe? Wir treten etwas fester auf den Boden auf – Leo meinte dies verscheucht eventuelle Klapperschlangen. Schweiß! Nur gut dass wir genügend Wasser mitgenommen haben. Die Weite des Tales ist atemberaubend. Nachdem wir alles ausreichend erkundet haben, flüchten wir zurück ins kühle Auto – noch nie war ich so dankbar für eine Klimaanlage! Zurück nach Littlerock wo wir uns alle einen äußerst leckeren Burger – ob Vegi oder normal – in einem super kitschigen Hillbilly-Laden namens Charly Browns Farms schmecken lassen – eine wirkliche Empfehlung!
Den Rückweg treten wir über die Passstraßen des Angeles National Forest an. Die Spuren der letztjährigen Waldbrände sind zwar noch deutlich erkennbar, doch dies tut der Schönheit dieser Landschaft keinen Abbruch. Unmengen von Photos werden noch aus dem Auto heraus geschossen. Ohh und Ahh im Minutentakt. Öfter halten wir an um unseren fahrenden Kühlschrank zu verlassen; um die Ruhe der Berge auf uns wirken zu lassen. Ruhe? Ja, Ruhe! Seit zwei Wochen hatten wir diese nicht mehr so wahrgenommen. Die langsam untergehende Sonne zeichnet die schönsten Lichtbilder auf die Berghänge. Wir nähern uns langsam wieder der Stadt. Ab und zu Einsiedlerbehausungen am Straßenrand. Ein weiterer Stopp, ein weiteres Bild. Schon passieren wir das Ortseingangsschild von LA – schade eigentlich!
On the Road in Antelope Valley |
Pearblossom Highway |
Llano del Rio - Die Überreste einer Utopie |
LACMA day
von Sabine
Freitag, 17.09.2010
Am Freitag waren wir mit Cristina und den LMU Studenten am Los Angeles County Museum of Art - LACMA verabredet. Un dorthin zu gelangen probierten nun auch Richard und ich endlich einmal die öffentlichen Nahverkehrsmittel aus. Mit dem Bus fuhren wir immer gerade aus auf dem Venice Boulevard und stellten fest, dass man sehr auf das Schreien des Busfahrers angewiesen ist, um an der richtigen Stelle auszusteigen und, dass im Bus wirklich nur die fahren, die kein Auto haben. Nicht, dass es unangenehm gewesen wäre, aber wir fühlten mal wieder etwas Realität im Hollywood-Land...
Europäisch wie wir sind verzichteten wir auch auf das Umsteigen in einen anderen Bus und liefen die restlichen paar Meilen zum Museum (das heißt eigentlich rannten wir die halbe Strecke, doch mir wurde verboten zu erwähnen, warum wir ganz dringend einen Supermarkt mit Toilette erreichen mussten...). Auf dem Weg dahin wurden wir wieder einmal von den Süßspeisen dieser Gegend überwältigt und mussten einen kleinen Zwischenstopp für ein winziges zweites Frühstück in Little Ethiopia einlegen.
Am LACMA angekommen ergötzten wir uns erst einmal an den Straßenlaternen des Urban Light Projektes, um dan eine Führung durch die aktuelle EAT LACMA Ausstellung und die dazugehörigen "Gärten" (Installationen? Beete?) zu bekommen. Anschließend sprachen wir mit den für Multimedia-Führungen und die Internetpräsenz zuständigen Mitarbeiterinnen des Museums über deren Arbeit und unser Projekt. Danach hatten wir noch Zeit ein wenig die anderen Austellungen zu erkunden und dem kostenlosen Jazz von Bob Mintzer & Band zu lauschen. Auch das vom Wende Museum in LA aufgestellte Stück Berliner Mauer bekamen wir nun endlich zu Gesicht, bevor wir den Tag in einem äthiopischen Restaurant ausklingen ließen, um uns von Jonas nach Silverlake kutschieren zu lassen, wo wir alle (außer Feli - warum erfahrt ihr im Post zum Samstag) nächtigten.
Freitag, 17.09.2010
Am Freitag waren wir mit Cristina und den LMU Studenten am Los Angeles County Museum of Art - LACMA verabredet. Un dorthin zu gelangen probierten nun auch Richard und ich endlich einmal die öffentlichen Nahverkehrsmittel aus. Mit dem Bus fuhren wir immer gerade aus auf dem Venice Boulevard und stellten fest, dass man sehr auf das Schreien des Busfahrers angewiesen ist, um an der richtigen Stelle auszusteigen und, dass im Bus wirklich nur die fahren, die kein Auto haben. Nicht, dass es unangenehm gewesen wäre, aber wir fühlten mal wieder etwas Realität im Hollywood-Land...
Europäisch wie wir sind verzichteten wir auch auf das Umsteigen in einen anderen Bus und liefen die restlichen paar Meilen zum Museum (das heißt eigentlich rannten wir die halbe Strecke, doch mir wurde verboten zu erwähnen, warum wir ganz dringend einen Supermarkt mit Toilette erreichen mussten...). Auf dem Weg dahin wurden wir wieder einmal von den Süßspeisen dieser Gegend überwältigt und mussten einen kleinen Zwischenstopp für ein winziges zweites Frühstück in Little Ethiopia einlegen.
Am LACMA angekommen ergötzten wir uns erst einmal an den Straßenlaternen des Urban Light Projektes, um dan eine Führung durch die aktuelle EAT LACMA Ausstellung und die dazugehörigen "Gärten" (Installationen? Beete?) zu bekommen. Anschließend sprachen wir mit den für Multimedia-Führungen und die Internetpräsenz zuständigen Mitarbeiterinnen des Museums über deren Arbeit und unser Projekt. Danach hatten wir noch Zeit ein wenig die anderen Austellungen zu erkunden und dem kostenlosen Jazz von Bob Mintzer & Band zu lauschen. Auch das vom Wende Museum in LA aufgestellte Stück Berliner Mauer bekamen wir nun endlich zu Gesicht, bevor wir den Tag in einem äthiopischen Restaurant ausklingen ließen, um uns von Jonas nach Silverlake kutschieren zu lassen, wo wir alle (außer Feli - warum erfahrt ihr im Post zum Samstag) nächtigten.
Little Cup Cakes - hmmmm |
Märchenhafte Bäckerei in Little Ethiopia |
Urban Light |
Waiting in the sun |
Inside the LACMA |
Vor dem LACMA Kartoffelfeld |
Die Berliner Mauer in LA |
Urban Light at night |
Abonnieren
Posts (Atom)