Dienstag, 28. September 2010

Auf den Spuren von Lion Feuchtwanger

von Sabine

Freitag, 24.09.2010

Schon vergangen Freitag begannen wir uns mit dem Thema "Deutsche Exilanten in Los Angeles" zu beschäftigen. Dazu besuchten wir die Feuchtwanger Memorial Library der University of Southern California (USC). Der deutsche Schriftsteller (Jud Süß) und Historiker Lion Feuchtwanger war einer der größten intellektuellen Feinde des Nazi-Regimes (in der DDR wurde er daher sehr geschätzt und erhielt 1953 den Natinalpreis der DDR). Er floh zuerst nach Südfrankreich wo er jedoch im Lager Les Milles interniert wurde. Mit Hilfe von Freunden und einem angestellten des Amerikanischen Konsulats konnte er fliehen und setze nach Amerika über. Ab 1941 lebte er in Kalifornien, wo er sich zusammen mit seiner Frau Marta ab 1943 in einem Haus in Pacific Palisades bei Los Angeles niederließ. Dort lebte er bis zu seinem Tod 1958.

Seine Frau vermachte das Anwesen und den gesamten Nachlass der USC, lebte aber noch 30 Jahre in dem Haus. Die USC konnte das mittlerweile recht heruntergekommeneVilla nicht halten und verkaufte es. Von dem Erlös richtete die Universität die Gedenkbibliothek auf dem Campus ein, in der nun 2/3 der Privatbibliothek Feuchtwangers zugänglich ist. Zudem Fotos, Tagebücher, Zeitungsausschnitte, Adressbücher...usw. aus seinem Nachlass.

Besonders die Adressbücher mit Adressen von Bertold Brecht u.a. und das Buch zu Feuchtwangers 60. Geburtstag mit Glückwünschen von den Manns, Alfred Döblin, Horkheimer, Albert Einstein, George Grosz, Hanns Eisler und vielen anderen beeindruckten uns während der Führung durch die kleine aber feine Bibliothek. Wie muss diese Zeit als Enemy Alien in Los Angeles gewesen sein, als alle großen Köpfe hierher geflohen waren und sich zu Lesungen mit Charly Chaplin bei den Feuchtwangers trafen? Jeder von uns hätte gerne eine kurze Zeitreise unternommen, um wenigstens einem dieser Gespräche zu lauschen...

Das konnten wir nun aber leider nicht. Dafür wurde es uns erlaubt in dem Geburstagsbuch und in einer Ausgabe der Nürnberger Chronik von 1493 zu blättern - ohne Handschuhe! Als angehende Historiker waren wir geschockt...


Feuchtwangers Tagebuch aus Frankreich; Adressbuch

Feuchtwangers Geburtstagsbuch - Eintrag Grosz

Feuchtwangers Geburtstagsbuch - Eintrag Mann

Feuchtwangers Adressbuch aus Los Angeles mit Einträgen zu Brecht und Mann

Feuchtwangers a.k.a. Wetcheks Passierschein nach Amerika

Jochen in die Chronik versunken

Montag, 27.09.2010

Heute nun, am heißesten Tag seit den Aufzeichnungen der LA Times, besuchten wir das ehemalige Wohnhaus Lion Feuchtwangers in Pacific Palisades, die Villa Aurora. Als die USC das Haus nicht renovieren konnte schlossen sich einige Feuchtwanger-Freunde in Deutschland zum „Kreis der Freunde und Förderer der Villa Aurora e.V." zusammen, deren Sitz heute in Berlin ist. Sie renovierten das baufällige Gebäude und verwandelten es wieder in eine Künstlerresidenz. Künstler aus allen Bereichen können mit einem Stipendium einige Monate hier arbeiten und die Aussicht auf den Pazific genießen. Weil die Villa einst das Haus eines Exilanten war, wird nun zudem einmal im Jahr einem in seiner Heimat politisch verfolgten Künstler für 9 Monate hier Unterschlupf und Arbeitsplatz gewährt. Ach ja, es gibt auch jeweils 2 PraktikantInnen, die auch in der Villa wohnen können!

Wir erhielten eine Führung durch die Villa und wurden neidisch auf die dort arbeitenden Künstler. Das Haus wurde Ende der 20er Jahre im spanischen Stil erbaut und ist mit den hübschen Möbeln, die Marta Feuchtwanger von Freunden oder vom Sperrmüll heranschaffte, weil sie nach dem Kauf des Hauses für 9000 Dollar kein Geld mehr übrig hatten, den bunten, handbemalten Fließen in Küche und Bad und natürlich dem herrlichen Ausblick wirklich ein wunderbarer Ort zum Leben und Arbeiten. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal eine Ausstellung zusammen mit der Villa Aurora erarbeiten...


Die Villa Aurora

Der Salon

Die Küche

Bücher im Arbeitszimmer

Der Ausblick auf den Pazifik und Santa Monica

Montag, 27. September 2010

Ein perfekter Sonntag

von Sabine


Nach dem wunderbaren Samstag am Zuma Beach, der vor allem auch mein Delphine-liebendes-Wendy-Herz hat höher schlagen lassen, und seinem Ausklang beim Glow - einem Kunst?-Festival in Santa Monica, wurde ich heute morgen von Sonnenstrahlen geweckt. Als der Reifen des Rades gewechselt war, konnte ich einen chilligen Sonntag genießen:


Zuerst zum Abbot Kinney Festival...

und dort lustiger Musik in einem kleinen Garten lauschen,

dann weiter zum Venice Beach...

und den Skatern zuschauen,

auf dem kurvigen Strand-Radweg nach Santa Monica zum Baden fahren...

Surfer beobachten,

zum Sonnenuntergang mit Feli und Jochen treffen...

und nach einem letzten Blick auf Palmen und Strand nach Hause.

Sonntag, 26. September 2010

Schwimmen mit Delphinen

von Jochen

Samstag morgen, der Kaffeegeruch steigt in die Nase, es gibt geröstete Bagle zum Frühstück, der Himmel ist blau, 35° bei leicher Westbriese. Im Auto, Riders on the Storm von The Doors, den Highway runter zur Küste und dann gen Norden, entlang all der bekannt klingenden Strandnamen wie Santa Monica und Malibu, Richtung Santa Barbara. Unser Ziel hieß Zuma Beach.
Etwas ferner ab gelegen von den gut versteckten und noch besser gesicherten luxuriösen Villen von Besitzern wie Micheal fuckin-Brusthaar-Toupet Hasselhoff, liegt Zuma Beach, ein fast weißer Strand, neben Parkplatz und Highway. Alle zweihundert Meter stehen kleine Lifeguard-Häuschen, vor denen sich klassische Baywatch-Adaptive räkeln, inkl. kleiner roter Rettungsbojen.
Die Wellen scheinen auf den ersten Blick nicht allzu groß, brechen sich jedoch mit krasser Wucht: perfektes Bodyboardparadies. Nachdem dann also die Decken ausgebreitet und Sonnenschirme aufgestellt wurden, ging's ab ins tosende Nass. Der erste Schock über die vermeintliche Kälte des Wassers war schnell verflogen, und bald tobten wir nur noch mit den herannahenden Brechern, eine Welle besser als die andere. Erhebend das Gefühl, den Kamm im genau richtigen Moment getroffen zu haben und auf ihm bis zum Strand zu reiten.

Allein, Ausgelassenheit und Glücksgefühl wurden übertroffen durch die Delphine. Nachdem man sich durch die Mauer der Brecher geämpft hat und das Meer erstaunlich ruhig wurde hinter der Brandung, war es ein leichtes, mehrere Meter rauszuschwimmen. Erst sah man von weitem die Finnen und Fluken der Tiere, denen wir das Surfen abgeguckt haben. Doch dann kamen sie immer näher, in 10 Meter Entfernung begleiteten sie uns, stießen ihren Blas wie eine beruhigende Begrüßung aus, bis sie sich entfernten. Mehrmals wiederholte sich dieses Schauspiel, und, an den Strand zurückgetragen von einer einzigen großen Welle, breitete sich ein Gefühl von Glück, Zufriedenheit, Seeligkeit... aus. Respect the ocean.

Beach,

beach,

beach!