Donnerstag, 16. September 2010

Jurassic Technology: Die geheimnisvollen Welten im verzauberten Reich des David Lynchs.

von Felicitas

Roter Samt fällt 5 Meter von der Decke herab, kleine Männer und hysterische Frauen beleben die wundersame Bühne. Szenenspiel der Imagination? Und doch am Ende nur eine mythische Darstellung der menschlichen Wahrnehmung? Das surreale Museum of Jurassic Technology ist fast gänzesgleich dem Lynchen Narrativ entsprungen. Gedimmtes Licht fokussiert auf die obskuren Objekte, welche platziert in Stand- und Wandvitrinen das Nicht-Licht des übrigen Raumes noch stärker hervortreten lassen. Glatte Wände aubergine-farben gestrichen; passend zu den leichten Leisetreterfüßen auf dem floored Wollteppich. Die Schaukästen sind zumeist mit strukturiertem Leinen, von Zeit zu Zeit auch schimmernden Seidenleinen, ausgelegt. Jeder Raum, jede halboffenumschlossene Fläche ist einem verrücktem Professor oder einer vormalig gedeihlich geistigen Schöpfung gewidmet. Nunmehr eher schaurige Erscheinungen.
Die intensive Atmosphäre der applizieren Töne wärmen den Besucher in seinem frisch erworbenem Schauder vom Schimmer der Vergangenheit.

Wie ein Höhlensystem erstrecken sich die thematischen Zauberkisten mit ihrem banal-horriblem Gehalt. In kleinen Schaukästen werden durch schwer wahrnehmbare Tiefen Lichtvorstellungen ohne Flächenbezug dem Abenteurer zum Augen- und Geistesschmaus geboten. Schwebende Projektionen ersetzen die dem Betrachter gewohnten Kinovorstellungen.

Die Beseeltheit der Objekte streuen ihre mythische Wirkung. Verborgene Kammern behaust von seltsam anmutenden Mittlern aus einer anderen Welt, entstellte Gestalten und organischer Verfall, der Sternenhimmel und das merkwürdig Demaskierte der Vergangenheit. Intuition und Traum lenken den Blick ab von der Konstruktion und malen ein Gemälde der verlorenen Zeit.

Garden of Eden on Wheels, Failing Dice from rotten Luck, Ducks Breath against Throat Disorders, Mice on Toast, The Eye of the Needle by Hagop Sandaldjian, Mary Sabina and a Gooseneck Man there is no End of Curiosities...

Mittwoch, 15. September 2010

Dienstag abends in Los Angeles

von Sabine

Dienstag, 14.09.2010

Nach einem weiteren Tag an der LMU/LA waren wir abends zu Pizza (wirklich amerikanische und in keinster Weise etwas mit italienischer gemeinsam habende) und Film mit den PraktikantInnen des Wende Museums eingeladen, die uns nach dem Film noch in eine Karaoke Bar führten. Zu erwähnen von diesem Abend bleibt aus meiner Sicht:
1) Wir sind in Europa so sehr mit Filmen und Serien aus den USA überhäuft, dass einem alles ganz normal und altbekannt vorkommt; erst wenn man sich wieder in den Kopf ruft, das man gerade nicht vor dem Fernseher sitzt, sondern in der Realität fängt man an zu begreifen.
2) Amerikanisches Fernsehen, das ich mir bisher zu Hause noch nicht angetan habe aber in der Bar ausgestahlt wurde, ist einfach krank. Ich denke die Bilder von dem fliehenden Verbrecher (?) der von der Polizei niedergeschossen wird haben meinen Traum von einem riesigen Büffel, der auf einen Freeway rennt, nicht von der Polizei gestoppt werden kann und einen riesigen Autocrash verursacht, starkbeeinflusst. Dass ich auch von einem Erdbeben geträumt habe, liegt wohl eher an meiner generellen Angst vor einem solchen Naturschauspiel.
3) Kein Deutscher findet sich für Karaoke, wenn ein Bier 6 Dollar kostet. Dafür ohne Pause kräftig gebaute Gangster, die Balladen singen.
4) Pabst Blue Ribbon ist das Lieblingsbier mancher Praktikantinnen und nicht nur Requisite in Blue Velvet.

Eine geschichtsträchtige Bar













Ein skeptischer Richard
Ein Karaoke Wochenplan
Endlich eine Dose Pabst Blue Ribbon

Ein fröhlicher Jochen

Montag, 13. September 2010

Weekend

von Sabine


Freitag, 10.09.2010

Nachdem wir am Donnerstag die erste wirkliche Sitzung mit den Studenten der LMU in deren steriler Universität beendet hatten und nach einem späten BBQ in Bett fielen, erwartete uns der Freitag als erster Excursionstag dieser Reise. Auf dem Plan standen 2 Museen/Institutionen in Culver City: Das Museum of Jurassic Technology und das Center for Land Use Interpretation. Das erstere befindet sich in einem kleinen, fast europäisch wirkenden Haus und ist eine wahre Wunderkammer. In dunklen Räumen leuchten einem die wundersamsten und abgefahrensten Gedanken und Objekte entgegen. Wir wurden von Cristina zuerst in einen Raum mit Objekten des Universalgelehrten Athanasius Kircher geführt, dessen Erfindungen und Gedanken aus Wissenschaft und Katholizismus (auf mich) zuerst sehr verwirrend wirkte. Beeindruckend war für mich vor allem die plastische Umsetzung seiner Überlegung einen Turm (zu Babel) zu bauen, der bis an den Mond reichen würde (178 672 Meilen hoch) und dessen Masse die Erde aus ihrem Gleichgewicht und aus ihrer Position im Universum treiben würde.
In den anderen Räumen fand sich eine Ausstellung zu "Rotten Luck" - verschiedenst zerstörte, verrottete Spielwürfel, Stücke die in mobile homes und trailer parks gesammelt wurden umrahmt von Wohnmobil-Modellen, nur unter dem Mikroskop zu betrachtende kleinste Statuen in Nadelöhren und MikroMosaike aus Schmetterlingsflügeln, 3D Fotos, Aberglaube und Heil-Weisheiten in Objekte umgesetzt ("Wenn ein Kind von einem Hund gebissen wird, so sollen Haare von dem Hund auf die Wunde gebunden werden, damit sie heilt"), Potraits der Hunde die von der Sowjetunion ins All geschickt wurden und weitere kleine Räume über verschiedenste crazy Wissenschaftler.#

Mikro-Mosaik aus Schmetterlingsflügeln



Goofy auf der Nadel


Mäuse auf Toast gegen Inkontinenz




























































Danach gingen wir ein Haus weiter in das Center for Land Use Interpretation. Dort wird die Landschaft aus neuen Blickwinkeln untersucht. So standen etwa Mülleimer an Highways oder Bäume, die von Autos angefahren wurden im Blickpunkt. Momentan betrachtet die Ausstellung das Gebiet das Südkalifornien vom restlichen Kalifornien abtrennt. Besonders interessant war der mit einem Helikopter gedrehte Film von den verschiedenen Straßen, die sich durch dieses Land ziehen.
Am Abend durfte ich mit Jonas und Feli nach Silverlake fahren um dort die Nacht zu verbringen. Nach einem leckeren Abendessen mit deren Hosts fuhren wir noch nach Hollywood um unsere Füße ein wenig in die Fußstapfen der Stars zu stellen...

Ich werde die neue Sophia Loren...nicht



















Es war sehr touristisch dort aber irgendwie stellt man sich das ganze großartiger vor als es ist. Abgesehen von den vielen Scientology Gebäuden und vor allem deren riesiger Kirche.



Samstag, 11.09.2010
Nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt hatte fuhren wir richtung Downtown LA, wo Jonas  Feli und mich aus dem Auto schmiss, bevor er weiter fuhr um mit Leo und Richard endlich Jochen in Empfang zu nehmen. Wir Mädchen besuchten zuerst einmal den American Apparel factory store um dann weiter ins richtige Downtown zu laufen.
American Apparel made in Downtown LA



















Auf dem Weg zu den großen Hochhäusern machten wir Bekanntschaft mit der wirklichen Welt. Einige Blocks waren wir die einzigen Weißbröter auf der Straße und es roch gewaltig nach Ausgeschiedenem. Aber schnell erreichten wir ein Hispanic-Viertel und bald darauf die Central Library von LA. Diese ist in einem historischen Gebäude untergebracht. Dieses ist jedoch vor einiger Zeit zur Hälfte abgebrannt, sodass man nun in der einen Hälfte alte Holzdecken und Wandgemälde hat und dann einen Neubau betritt, der sich vier Stockwerke tief mit Rolltreppen in die Erde bohrt.

Central Library



















Wieder herausen trafen wir auch endlich auf Jochen und die anderen. Zusammen besichtigten wir noch die Walt Disney Concert Hall, in der im September auch das Orchester des Gewandhaus Leipzig spielen wird. Ein wirklich beeindruckender Bau!

Walt Disney Concert Hall mit Brautpaar...
























Abends konnten wir in einem Gift-Shop Richards Ähnlichkeit mit Leonardo Di Caprio (wurde von Felis und Jonas' Host festgestellt) vergleichen, denn dort fanden wir einen gefakten Führerschein des von mir niemals bevorzugten Schauspielers.

Richard a.k.a Leo
























Dann ließen wir den Tag am Peer von Santa Monica, an dem die Route 66 endet, ausklingen und liefen die Third Street Promenade ab. Wären dort nicht einige Straßenprediger (die über die Verbrennung des Koran und die Schrecklichkeit von Atheismus und der Evolutionstheorie sprachen) und Kleinkünstler gewesen, wäre es dort eher langweilig, da nur Geschäfte.

Santa Monica Peer




















Sonntag, 12.09.2010
Am heutigen Tag des Herren ging ich nach dem Aufstehen mit Louise, eine meiner zwei Gastgeberinnen, auf den nahen Gemüse-Obst-Markt. Nicht nur wunderbares altbekanntes gab es da, sondern vor allem auch Gemüse, das ich sonst nur in Dosen oder beim Asiaten gesehen habe, doch noch nie in roher Form. Nachdem die anderen heute recht spät bei uns eintrafen, hatte ich noch Gelegenheit auch Richard den Markt und vor allem einen Kostümverleih (wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir uns lieber den riesigen Popeye oder Alf Kopf aufsetzen wollten oder doch lieber die Prinzesinnenkleider anprobieren), einen netten Buchladen und einen no-junk-Seifenladen zeigen. Nachdem wir die Erdbeeren vom Markt mit leckerer Sprühsahne auf der Terasse verspeißt hatten und Richard noch ein Nickerchen auf dem Sofa gehalten hatte, holten uns die anderen ab und wir verbrachten einen netten Nachmittag/Abend am Strand in Venice. Nicht alle erfrischten sich im eiskalten Pazifik und am Muscle Beach war heute auch nichts los, bei einem kostenlosen Konzert konnten wir jedoch wieder einigen Hippies beim Tanzen zusehen und den Sonnenuntergang genießen...

Sonntag, 12. September 2010

Go West II

von Jochen


Samstag, 11.09.2010 
Nur ein kleiner Nachtrag an dieser Stelle. Da meine reisefertig gepackte Tasche inkl aller relevanter Dokumente gestohlen wurde, war ich genötigt, dem kalten Nieselwetter Berlins noch eine Woche länger Gesellschaft zu leisten. Nach sieben Tagen des Wartens, Bangens und Hoffens, nachdem ich zwischen Euphorie und echter Verzweiflung schwankte, hab ich слава богу am Freitag Abend das Flugzeug bestiegen. Mit zwölf Stunden Aufenthalt in LHR, in denen ich mich kaum traute eine Auge zu schließen, bin ich schließlich wohlbehalten in Los Angeles gelandet. Der Dialog mit dem Officer der Border Controll, der sich einer Wartezeit von 1h anschloss, war ungefähr folgender:

Officer: "What's the purpose of your visit in the US?"
Me: "Well, holidays."
Officer: "Is it your first time in the US?"
Me: "Yes."
Officer: ungläubigen Blickes "So why LA?"
Me: verwirrt "Why not? Enjoying the Californian sun, visiting Hollywood, ...?"
Officer: sehr ernst "But there ain't no sunshine today."
Me: sprachlos

Es folgte noch ein kleines Geplauder über Patrick, bei dem ich in Sherman Oaks wohne, bis ich schließlich das ersehnte PATAMM des Stempels auf meinen jungfräulichen Passseiten vernahm. Die folgenden Stunden des Tages schwamm ich in einer Melange aus Euphorie, Ungläubigkeit und bleierner Müdigkeit. Doch ich bin absolut glücklich, es endlich geschafft zu haben.