Dienstag, 14.09.2010
Nach einem weiteren Tag an der LMU/LA waren wir abends zu Pizza (wirklich amerikanische und in keinster Weise etwas mit italienischer gemeinsam habende) und Film mit den PraktikantInnen des Wende Museums eingeladen, die uns nach dem Film noch in eine Karaoke Bar führten. Zu erwähnen von diesem Abend bleibt aus meiner Sicht:
1) Wir sind in Europa so sehr mit Filmen und Serien aus den USA überhäuft, dass einem alles ganz normal und altbekannt vorkommt; erst wenn man sich wieder in den Kopf ruft, das man gerade nicht vor dem Fernseher sitzt, sondern in der Realität fängt man an zu begreifen.
2) Amerikanisches Fernsehen, das ich mir bisher zu Hause noch nicht angetan habe aber in der Bar ausgestahlt wurde, ist einfach krank. Ich denke die Bilder von dem fliehenden Verbrecher (?) der von der Polizei niedergeschossen wird haben meinen Traum von einem riesigen Büffel, der auf einen Freeway rennt, nicht von der Polizei gestoppt werden kann und einen riesigen Autocrash verursacht, starkbeeinflusst. Dass ich auch von einem Erdbeben geträumt habe, liegt wohl eher an meiner generellen Angst vor einem solchen Naturschauspiel.
3) Kein Deutscher findet sich für Karaoke, wenn ein Bier 6 Dollar kostet. Dafür ohne Pause kräftig gebaute Gangster, die Balladen singen.
4) Pabst Blue Ribbon ist das Lieblingsbier mancher Praktikantinnen und nicht nur Requisite in Blue Velvet.
Eine geschichtsträchtige Bar |
Ein skeptischer Richard |
Ein Karaoke Wochenplan |
Endlich eine Dose Pabst Blue Ribbon |
Ein fröhlicher Jochen |
Nach einer Pizza American Style (nur original mit 500 Kalorien pro Stück)und Movie Screening im Wende Museum, war die Karaoke-Gansta-Bar der ideale Ort, um einen gelungenen Abend gebührend zu beenden. Den Film den wir uns gemeinsam mit Patrick, John, Christina, Justinian und all den Anderen ansahen hieß übrigens Office Space. Dieser nimmt die Arbeitsbedingungen der Dienstleistungsgesellschaft gehörig auf die Schippe, die (wie wir sicher alle schon einmal am eigenen Leib erfahren mussten)geprägt sind von sinnfreien und gestellten Ritualen wie das Vorgeben von Aktivität, das Singen des Geburtstagsliedes für den verhassten Chef oder sinnleeren Phrasen, die in Endlosschleife wiederholt werden müssen. Schon der Titel des Filmes und noch mehr sein Inhalt haben mich an ein Buch erinnert, dass ich vor nicht allzu langer Zeit gelesen habe und in dem Office Space mehrmals erwähnt wird.
AntwortenLöschenEs wurde vom Kulturwissenschaftler Tom Lutz geschrieben, der interessanterweise auch eine Kulturgeschichte der Tränen bzw. des Weinens geschrieben hat. In Doing Nothing: A History of Loafers, Loungers, Slackers, and Bums in America analysiert Lutz die Arbeitsethik der amerikanischen Gesellschaft von ihren Anfängen 1776 bis in die Gegenwart. Er setzt diese in Beziehung zu Müßiggängern, die sich nicht in ihre Vorgaben einordnen konnten oder wollten. Was Lutz dabei besonders interessiert (denn er hat mit dem selben Problem zu kämpfen) ist der Vater-Sohn Konflikt der vermeintliche ständig wieder aufzutauchen scheint, wenn die Arbeitsethiken verschiedener Generationen aufeinanderprallen. Ein wunderbares Buch, dass sowohl theoretische Reflektionen zur Arbeit von Klassikern wie Marx, Weber oder Ahrendt enthält, als auch detailreiche Generationsskizzen und teils äußerst amüsante Analysen der Pop-Kultur der jeweiligen Epoche der amerikanischen Geschichte. Große Leuchten der amerikanischen Geistesgeschichte werden ebenso als Faulpelze entlarvt, wie abstruse Maschinen und Heilmittel vorgestellt, mit deren Hilfe ihnen der Müßiggang ausgetrieben werden sollte. Doing Nothing schafft dabei das, was die Lektüre jedes guten Buches erreichen sollte: es regt zu einer Selbstreflektion über eigene Vorstellungen und Einstellung an, die sich in diesem Fall natürlich um das Thema Arbeit bzw. Arbeitsethik drehen. Absolut empfehlenswert!!!
Doing Nothing. Klingt verlockend. Nicht nur als Buch...
AntwortenLöschen