Freitag, 10. September 2010

Go West

von Jonas

Endlich nachdem wir schon fast eine Woche in LA rumtingeln, ist der Blog zur Reise online. Hier wollen wir unsere Eindrücke sammeln und euch Daheimgebliebenen und sonstwie Interessierten unsere Reise und Erlebnisse ein wenig näher bringen.
Was bisher geschah...

Sonntag, 05.09.2010
Los ging es in Berlin-Tegel. Leider ohne unseren Genossen Krüger, der auf die dumme Idee gekommen ist, sich einen Tag vor Abreise seine Tasche stehlen zu lassen mitsamt seines Reisepasses. Durch unmenschliche Anstrengungen seinerseits wird er aber am Samstag zu uns stoßen und wir werden komplett sein. Dezimiert auf vier Übriggebliebene starteten wir Richtung LA mit einem Aufenthalt in London.
Vollkommen übermüdet und mit Verstopfungen vom, zugegebenermaßen guten, Flugzeugessen geplagt, charterten wir unseren Chrysler-Van, der von nun an ein treuer Begleiter in LA sein wird. Sabine wurde von ihren zwei Gastgeberinnen abgeholt, die gleich noch Richard zu seinem Host brachten. Leo erreichte LA mit einem anderen Flieger und wohnt beim Leiter des Wende Museum and Archive for the Cold War, Justinian Jampol. Ich und Feli konnten eine erste Testfahrt ins Silverlake Reservoir zu Larry und Leda Gordon machen.



Klickt auf die Punkte, um zu erfahren wer wo wohnt.


Montag, 06.09.2010
Nach nur 5 Stunden Schlaf trafen wir uns zu einem späten Frühstück mit Cristina Cuevas-Wolf, Manager of Projects and Research am Wende Museum. Da an diesem Tag der amerikanische Labor Day war - der aus unerfindlichen Gründen nicht am 1. Mai sondern im September stattfindet -, konnten wir ein wenig ausspannen und uns gleich zum Strand begeben. Der berühmte Venice-Beach. Ein wunderschöner Strand, der auf mich wie ein zur Realität gewordenes Klischee Amerikas wirkte. Auf der Strandpromenade finden sich fischende Latinos, "medizinische Ausgabestellen für Marihuana", trommelnde Hippies - inklusive einer echten Schlangenfrau -, posende Muskelmänner am Muscle Beach und natürlich Palmen und Sonne. Nicht der schlechteste erste Eindruck. Auffällig war jedoch die massive Polizeipräsenz: auf Buggies, Geländewagen oder als Cowboys auf Pferden. Der Tag endete in einem Thai-Restaurant in Culver City in der Nähe der Sony Studios.

Dienstag, 07.09.2010
An diesem Tag stand ein Kennenlernen mit den Studierenden von der Loyola Marymount University (LMU) und dem Wende Museum an. Das Museum, was mehr Archiv als ein richtiges Museum ist, befindet sich in Culver City in einer Lagerhalle. Hier werden vor allem Dinge aus dem ehemaligen Ostblock gesammelt, die dort keine wirkliche Verwendung mehr finden. So finden sich etliche ausrangierte Büsten und Statuen etwa von Lenin, Stalin oder Marx, dazu etliche Gemälde, Plakate, Alltags- und Konsumgegenstände, Kleidung, Uniformen, Fahnen und Embleme, Spielzeug und die privaten Hinterlassenschaften Erich Honeckers. Im oberen Bereich befindet sich zusätzlich eine kleine Ausstellung, die aber mehr ein Appetizer für Forschende, als eine klassische Dauerausstellung eines Museums ist.
Nach einer Besichtigung des Gebäudes und des Archivs setzten wir uns für ein meet-and-greet im Konferenzraum zusammen und teilten uns in 5 Teams zu je 2 Leuten auf (immer ein Uni Leipzig und ein LMU Studierender), die jeweils unterschiedliche Themen bearbeiten werden. Zu unserem Projekt wird es zu einem späteren Zeitpunkt mehr Infos geben. An dieser Stelle soll das erstmal reichen.
Da Feli Geburtstag hatte, tingelten wir noch ein wenig durch Silverlake, was eine der Hipstergegenden mit Bars und Clubs in LA zu sein scheint, und ließen den Tag in einem ziemlich schicken Restaurant mit vietnamesischer Cuisine ausklingen.

Mittwoch, 08.09.2010
Der Jetlag lässt langsam nach. Genau zum richtigen Zeitpunkt, denn nun stand unser erster Trip zu der Institution an, in der wir zukünftig zweimal wöchentlich arbeiten werden: die Bibliothek des Getty Research Institutes. Mit einer Miniaturausgabe der Berliner U-Bahn zuckelten wir auf den Berg, wo elitär das Getty thront. Zu Füßen liegt LA mit seinen mäandernden Ausläufern. Die ganze Anlage ist einfach überwältigend und umwerfend. Weiß gekachelte Gebäude, Skulpturen und ein wunderschön angelegter Garten begrüßt den Besucher, bevor er das Research Institute betritt. Die Bibliothek und die Atmosphäre ist schon allein ein eigener Eintrag wert. Den Rest des Tages verbrachten wir damit einen Überblick über das Gebäude zu bekommen, unsere Stack Reader Cards zu erhalten und uns gegenseitig die vor Staunen sabbernd offen stehenden Münder immer wieder zuzuklappen.

Donnerstag, 09.09.2010
Die letzte Station der Kennenlernotur führte uns heute an den Campus der LMU. Aufgebaut, wie so häufig in den USA, als reine Campus-Uni trafen wir uns dort zu einer ersten "richtigen" Arbeitseinheit mit den Studierenden und Elizabeth Drummond, Assistant Professor for History, European Studies, Jewish Studies and Women's Studies. Auch dort erhielten wir einen Zugang zur Bibliothek und schauten uns das Gelände an. Auf mich wirkte das ganze Areal wie eine studentische Kleinstadt, da Wohn-, Forschungs- und Lehreinheiten an einem Punkt konzentriert sind. Alles ist geleckt. Kaum Dreck findet sich auf den Wegen, der Rasen ist gemäht und fast niemand raucht. Kurz: ziemlich spießig und mit europäischen Unis nur bedingt vergleichbar. Dafür hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt, den Pazifik und die Berge. Trotzdem ist es für mich nur schwer vorstellbar an einem solchen isolierten Ort mein ganzes Studium zu verbringen. Aber vielleicht täuscht auch der erste Eindruck.

Soviel zu den ersten Tagen in LA. Gerade ist alles neu und voller Dinge, die es zu verarbeiten gilt. In den folgenden Tagen werden wir versuchen unsere Gedanken zu unserem Projekt, zur Stadt und alles was wir für mitteilenswert halten hier zu posten.

Westcoast! Yo!

Unser Auto...
...unser Strand, unsere Schuhe. Venice Beach.
Ah yeah
...
Ja, die sind wirklich echt.
Marx lernt Lenin und Stalin im Wende Museum kennen.
Die DDR in LA.
Das Getty. Reichtum zum anfassen.
Getty Library