Angeles National Park - The Real West? |
von Richard
Nach nunmehr fast zwei Wochen Aufenthalt in der niemals zur Ruhe kommenden Stadt der Engel haben sich heute ein Großteil der Crew dazu aufgemacht, das geheimnisvolle Llano del Rio zu erkunden – oder zumindest das, was davon noch übrig ist. Llano del Rio war eine utopistische, landwirtschaftliche Kooperative die eineinhalb Stunden nordöstlich von LA, unweit des Angeles National Forest, im wüstenähnlichen Antelope Valley liegt.
Nachdem wir ein reichhaltiges Frühstück in Silverlake genossen hatten und ich obendrein bei einem Yard Sale noch zu einem neuen Paar Schuhe gekommen war, ging es auf dem Interstate 5 immer Richtung Norden heraus aus der pulsierenden Stadt. Kaum hatten wir die letzten Suburb-Teile LAs passiert, war eine deutliche Veränderung der Landschaft wahrnehmbar. Der Ring der Berge, der die Stadt umschließt und den wir bisher immer nur als Silhouette am Horizont wahrgenommen hatten, rückte nun immer näher. Die Landschaft wurde karger. Da wo der Mensch den Boden Kaliforniens nicht beständig bewässert, lässt die Trockenheit und Hitze die grüne Pracht der Vorstädte – die all zu oft wie der reinste Fake wirkt – schnell wieder verschwinden. Wir sahen nun das wirkliche Gesicht dieser Landschaft: schroff, bergig, staubig, durchfurcht von tiefen Rinnen und bewachsen mit niedrigen Büschen und oder ähnlichen Gewächsen, wobei Gelb- und Brauntöne gegenüber dem Grün der Siedlungen überwiegen. Es ist eine schöne, wilde Landschaft, ein Teil des Westens wie man ihn sich vorstellt. Und dennoch erkennt man recht schnell die enormen Spuren, die der Mensch durch Siedlungs- und Straßenbau hier hinterlassen hat. Doch diese scheinen nur weitere Elemente des Bildes zu sein, welches sich uns mit jeder Meile mehr offenbart. Ich muss an das Center for Land Use Interpretation denken und daran welche Wirkung vom Menschen veränderte Landschaft als Ganzes betrachtet beim Betrachtenden erzeugen kann. Ein Kunstwerk in den Fels gesprengt, wenn man so will. Wir staunen über die Smalltowns und kleineren Siedlungen, die entlang des Highway aufgereiht sind wie Perlen auf einer Schnur. Wir stellten Vermutungen an, wie denn das Leben dort sein könnte. Unverständnis.
Wir befinden uns nun auf der State Route 14 Richtung Norden, biegen bald auf den Sierra Highway (wie passend!) und später auf den Pearblossom Highway (nur scheinbar unpassend) ab. Dank eines kleinen Navigationsfehlers meinerseits verpassen wir die richtige Ausfahrt und bewegen uns eine ganze Zeit lang zu sehr Richtung Norden. Wir passieren dabei die etwas größere Stadt Palmsdale. Unser Unverständnis wächst. Wieso sollte man hier leben wollen und für was? Die Rüstungsindustrie der USA, vertreten von Firmen wie Lockheed Martin, scheint hier der größte Arbeitgeber zu sein – abgesehen von den Farmen und Malls natürlich. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie das Leben hier ist. Ich spinne mir in meinem Kopf zusammen, wie es wäre wenn ich hier einmal für einen Monat bleiben würde, um den Menschen, die hier leben, diese Fragen stellen zu können, ja ihr Leben nachleben könnte.
Wir bemerken unseren Fehler und drehen. Kurzer Stopp an einer Gasstation wo sich alle nochmal mit Knabberkram, Softdrinks (Dr. Pepper steht hoch im Kurs) und teilweise eher unhübschen Hüten eindecken. Es ist drückend heiß (später findet Leo ein Thermometer das 37° im Schatten anzeigt). Zurück auf den Pearblossom Highway und Richtung Osten. Bye bye Palmsdale. Wir passieren Ortschaften wie Littlerock und Pearblossom. Die Nebenstraßen haben hier keine Namen mehr nur noch Nummern. War das die 6th Avenue? Wir müssen zur 175th.. Noch 13 Meilen vorbei an eher schäbigen Ansammlungen von Häusern, jede Menge Schrott und alte Autos in der Wüste. Der Himmel ist unglaublich schön – tiefblau und strahlend. Ein Autohändler. der wunderschöne Oldtimer verkauft. Wir haben uns in ein türkisfarbenes Prachtexemplar mit weißem Dach und Weißwandreifen verliebt – Baujahr um 1950. Nun endlich wird mir klar warum dieser Highway den Namen Pearblossom Highway trägt – wir befinden uns in einem Obstanbaugebiet mitten in der Wüste! Durch Bewässerung gedeihen ganze Birnenplantagen entlang der Straße - grüne Flecken, die das staubige Tal durchziehen.
Eine verlassene Tankstelle – wir sind da! Nur Ruinen sind von der Utopie Llano del Rio übriggeblieben. Grundmauern und Kaminessen ragen in den Wüstenhimmel. Ein ehemaliger Wasserspeicher, jede Menge verrostete Dosen die sicher keine Semiophoren sind sondern nachträglich dort entsorgt wurden. Ein Bewässerungskanal ist zu erkennen. Ein Gemeinschaftsraum oder gar Pferdeställe? Wir treten etwas fester auf den Boden auf – Leo meinte dies verscheucht eventuelle Klapperschlangen. Schweiß! Nur gut dass wir genügend Wasser mitgenommen haben. Die Weite des Tales ist atemberaubend. Nachdem wir alles ausreichend erkundet haben, flüchten wir zurück ins kühle Auto – noch nie war ich so dankbar für eine Klimaanlage! Zurück nach Littlerock wo wir uns alle einen äußerst leckeren Burger – ob Vegi oder normal – in einem super kitschigen Hillbilly-Laden namens Charly Browns Farms schmecken lassen – eine wirkliche Empfehlung!
Den Rückweg treten wir über die Passstraßen des Angeles National Forest an. Die Spuren der letztjährigen Waldbrände sind zwar noch deutlich erkennbar, doch dies tut der Schönheit dieser Landschaft keinen Abbruch. Unmengen von Photos werden noch aus dem Auto heraus geschossen. Ohh und Ahh im Minutentakt. Öfter halten wir an um unseren fahrenden Kühlschrank zu verlassen; um die Ruhe der Berge auf uns wirken zu lassen. Ruhe? Ja, Ruhe! Seit zwei Wochen hatten wir diese nicht mehr so wahrgenommen. Die langsam untergehende Sonne zeichnet die schönsten Lichtbilder auf die Berghänge. Wir nähern uns langsam wieder der Stadt. Ab und zu Einsiedlerbehausungen am Straßenrand. Ein weiterer Stopp, ein weiteres Bild. Schon passieren wir das Ortseingangsschild von LA – schade eigentlich!
Nachdem wir ein reichhaltiges Frühstück in Silverlake genossen hatten und ich obendrein bei einem Yard Sale noch zu einem neuen Paar Schuhe gekommen war, ging es auf dem Interstate 5 immer Richtung Norden heraus aus der pulsierenden Stadt. Kaum hatten wir die letzten Suburb-Teile LAs passiert, war eine deutliche Veränderung der Landschaft wahrnehmbar. Der Ring der Berge, der die Stadt umschließt und den wir bisher immer nur als Silhouette am Horizont wahrgenommen hatten, rückte nun immer näher. Die Landschaft wurde karger. Da wo der Mensch den Boden Kaliforniens nicht beständig bewässert, lässt die Trockenheit und Hitze die grüne Pracht der Vorstädte – die all zu oft wie der reinste Fake wirkt – schnell wieder verschwinden. Wir sahen nun das wirkliche Gesicht dieser Landschaft: schroff, bergig, staubig, durchfurcht von tiefen Rinnen und bewachsen mit niedrigen Büschen und oder ähnlichen Gewächsen, wobei Gelb- und Brauntöne gegenüber dem Grün der Siedlungen überwiegen. Es ist eine schöne, wilde Landschaft, ein Teil des Westens wie man ihn sich vorstellt. Und dennoch erkennt man recht schnell die enormen Spuren, die der Mensch durch Siedlungs- und Straßenbau hier hinterlassen hat. Doch diese scheinen nur weitere Elemente des Bildes zu sein, welches sich uns mit jeder Meile mehr offenbart. Ich muss an das Center for Land Use Interpretation denken und daran welche Wirkung vom Menschen veränderte Landschaft als Ganzes betrachtet beim Betrachtenden erzeugen kann. Ein Kunstwerk in den Fels gesprengt, wenn man so will. Wir staunen über die Smalltowns und kleineren Siedlungen, die entlang des Highway aufgereiht sind wie Perlen auf einer Schnur. Wir stellten Vermutungen an, wie denn das Leben dort sein könnte. Unverständnis.
Wir befinden uns nun auf der State Route 14 Richtung Norden, biegen bald auf den Sierra Highway (wie passend!) und später auf den Pearblossom Highway (nur scheinbar unpassend) ab. Dank eines kleinen Navigationsfehlers meinerseits verpassen wir die richtige Ausfahrt und bewegen uns eine ganze Zeit lang zu sehr Richtung Norden. Wir passieren dabei die etwas größere Stadt Palmsdale. Unser Unverständnis wächst. Wieso sollte man hier leben wollen und für was? Die Rüstungsindustrie der USA, vertreten von Firmen wie Lockheed Martin, scheint hier der größte Arbeitgeber zu sein – abgesehen von den Farmen und Malls natürlich. Ich würde wirklich zu gerne wissen, wie das Leben hier ist. Ich spinne mir in meinem Kopf zusammen, wie es wäre wenn ich hier einmal für einen Monat bleiben würde, um den Menschen, die hier leben, diese Fragen stellen zu können, ja ihr Leben nachleben könnte.
Wir bemerken unseren Fehler und drehen. Kurzer Stopp an einer Gasstation wo sich alle nochmal mit Knabberkram, Softdrinks (Dr. Pepper steht hoch im Kurs) und teilweise eher unhübschen Hüten eindecken. Es ist drückend heiß (später findet Leo ein Thermometer das 37° im Schatten anzeigt). Zurück auf den Pearblossom Highway und Richtung Osten. Bye bye Palmsdale. Wir passieren Ortschaften wie Littlerock und Pearblossom. Die Nebenstraßen haben hier keine Namen mehr nur noch Nummern. War das die 6th Avenue? Wir müssen zur 175th.. Noch 13 Meilen vorbei an eher schäbigen Ansammlungen von Häusern, jede Menge Schrott und alte Autos in der Wüste. Der Himmel ist unglaublich schön – tiefblau und strahlend. Ein Autohändler. der wunderschöne Oldtimer verkauft. Wir haben uns in ein türkisfarbenes Prachtexemplar mit weißem Dach und Weißwandreifen verliebt – Baujahr um 1950. Nun endlich wird mir klar warum dieser Highway den Namen Pearblossom Highway trägt – wir befinden uns in einem Obstanbaugebiet mitten in der Wüste! Durch Bewässerung gedeihen ganze Birnenplantagen entlang der Straße - grüne Flecken, die das staubige Tal durchziehen.
Eine verlassene Tankstelle – wir sind da! Nur Ruinen sind von der Utopie Llano del Rio übriggeblieben. Grundmauern und Kaminessen ragen in den Wüstenhimmel. Ein ehemaliger Wasserspeicher, jede Menge verrostete Dosen die sicher keine Semiophoren sind sondern nachträglich dort entsorgt wurden. Ein Bewässerungskanal ist zu erkennen. Ein Gemeinschaftsraum oder gar Pferdeställe? Wir treten etwas fester auf den Boden auf – Leo meinte dies verscheucht eventuelle Klapperschlangen. Schweiß! Nur gut dass wir genügend Wasser mitgenommen haben. Die Weite des Tales ist atemberaubend. Nachdem wir alles ausreichend erkundet haben, flüchten wir zurück ins kühle Auto – noch nie war ich so dankbar für eine Klimaanlage! Zurück nach Littlerock wo wir uns alle einen äußerst leckeren Burger – ob Vegi oder normal – in einem super kitschigen Hillbilly-Laden namens Charly Browns Farms schmecken lassen – eine wirkliche Empfehlung!
Den Rückweg treten wir über die Passstraßen des Angeles National Forest an. Die Spuren der letztjährigen Waldbrände sind zwar noch deutlich erkennbar, doch dies tut der Schönheit dieser Landschaft keinen Abbruch. Unmengen von Photos werden noch aus dem Auto heraus geschossen. Ohh und Ahh im Minutentakt. Öfter halten wir an um unseren fahrenden Kühlschrank zu verlassen; um die Ruhe der Berge auf uns wirken zu lassen. Ruhe? Ja, Ruhe! Seit zwei Wochen hatten wir diese nicht mehr so wahrgenommen. Die langsam untergehende Sonne zeichnet die schönsten Lichtbilder auf die Berghänge. Wir nähern uns langsam wieder der Stadt. Ab und zu Einsiedlerbehausungen am Straßenrand. Ein weiterer Stopp, ein weiteres Bild. Schon passieren wir das Ortseingangsschild von LA – schade eigentlich!
On the Road in Antelope Valley |
Pearblossom Highway |
Llano del Rio - Die Überreste einer Utopie |
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